Heß-Gedenken und „Frankentag“

Nazis und NPD-Mitglieder während einer Demonstration
Nazis während einer Demonstration

Unter dem angesichts der Ereignisse in Norwegen unsäglichen Motto „Fremdarbeiterinvasion stoppen“ wollen die Nazis am 30. Juli in Wunsiedel demonstrieren. Und das nächste Großereignis, der „Frankentag“ in der Tradition von Julius Streicher, ist bereits für den 13. August angekündigt, dieses Mal in Unterfranken.

Von einem Vertreter der NPD ist für Samstag, 30. Juli, eine Demonstration in Wunsiedel angemeldet worden.

Das Thema der Demonstration ist nicht nur nach den Ereignissen von Norwegen mehr als haarsträubend: Offiziell soll das Motto der Veranstaltung lt. bayerischer NPD „Fremdarbeiterinvasion stoppen!“ lauten. Tatsächlich dürfte es sich aber auch um eine Veranstaltung zu Ehren des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß handeln, der in Wunsiedel begraben war. Dieser Zusammenhang wird in Nazi-Foren wie „Altermedia“ deutlich herausgestellt.

Die Grabstätte war vor wenigen Tagen kurz vor Auslaufen des Pachtvertrages aufgelöst worden, was bei alten und neuen Nazis für Empörung gesorgt hatte. Die Fichtelgebirgsstadt Wunsiedel war wegen des Heß-Grabes zum „Wallfahrtsort“ von Rechtsextremisten geworden. Größere Demonstrationen zu Ehren von Heß hatten nach einer Verschärfung des Strafgesetzbuchs 2005 nicht mehr stattfinden können.

Das Wunsiedeler Bündnis plant, dagegen am Samstagnachmittag (voraussichtlich ab 13 Uhr) in Wunsiedel Zeichen zu setzen unter dem Motto: „Gemeinsam für das Leben. Gegen Hass, Gewalt, Fremdenfeindlichkeit!»

Aktuelle Ergänzung (28.07.11, 21.00 Uhr): die Nazi-Demonstration in Wunsiedel am Samstag wurde vom dortigen Landratsamt genehmigt. Allerdings ist es «untersagt, Rudolf Heß in jeglicher Form zu erwähnen oder einen Bezug zu Rudolf Heß herzustellen, sei es direkt oder indirekt.»

Frankentag
Und bereits am 13. August findet die nächste Nazi-Veranstaltung statt: das «Freie Netz Süd» (FNS) will in diesem Jahr sein jährliches Rechtsrock-Konzert – wie die Antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München e. V. (a.i.d.a.) berichtet – in Unterfranken veranstalten. In Anlehnung an die Nazi-Tradition Julius Streichers findet diese Veranstaltung seit Jahren unter dem Namen «Frankentag» statt.

Zum «4. Nationalen Frankentag» lädt zwar wieder offiziell der «Bund Frankenland» um Uwe Meenen (NPD Berlin) ein, tatsächlich handelt es sich dabei bereits in den letzten Jahren um das Großereignis des „Freien Netz Süd“.

Bisher hatte der jährliche «Frankentag» auf einer Wiese im oberfränkischen Obertrubach-Geschwand stattgefunden. In diesem Jahr haben die Nazis die Veranstaltung für 300 Teilnehmer auf einer Wiese im unterfränkischen Roden/Ortsteil Ansbach, angemeldet, die – wie auch die Wiese in Obertrubach – einem Sympathisanten der rechten Szene gehören soll.

Zum «Frankentag» 2011 kündigen die Nazis neben Reden von Uwe Meenen (NPD-Landesvorsitzender, Berlin), Sebastian Schmaus (Anti-Antifa Nürnberg, Stadtrat der „Bürgerinitiative Ausländerstopp“) und dem früheren Söldner Eckart Bräuniger (NPD, Berlin) Auftritte der bekannten Rechtsrockband «Die Lunikoff-Verschwörung» (früher: «Landser», Berlin) sowie von «FLAK» (Rheinland) und «Untergrundwehr» (Würzburg) an.