„Frankentag“: Ermittlungen gegen Martin Wiese wegen Volksverhetzung

Martin Wiese während einer Demonstration
Martin Wiese während einer Demonstration

Martin Wiese wurde erst vor einem Jahr aus der Haft entlassen. Sieben Jahre saß er im Gefängnis wegen der Planung eines Anschlags auf die Grundsteinlegung der Synagoge in München. Nun ist er wegen seines Auftritts beim „Frankentag“ erneut in den Focus der Staatsanwaltschaft gelangt, sie ermittelt wegen des Verdachts auf Volksverhetzung.

Beim rechtsextremen „Frankentag“ im unterfränkischen Roden war Wiese der Hauptredner. Am Ende seiner Rede bedrohte er Journalisten mit dem Tod:

„Allen die sich uns entgegenstellen, allen die uns fotografieren, die uns denunzieren und uns von der Arbeit wegbringen wollen (…) allen, die sich gegen deutsche Werte stellen, sei gesagt: Wir werden eines Tages kommen, Euch aus Euren Löchern holen, Euch vor einen Volksgerichtshof stellen und Euch wegen Deutschlands Hochverrats verurteilen zum Tode.»

Bereits vorher bezog sich Wiese, der ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Seine Idee – unser Weg“ und der Unterschrift Hitlers trug, in seiner Ansprache eindeutig auf die NSDAP: „Es gibt 25 Programmpunkte und daran sollte man sich halten“. Gemeint war das 25-Punkte-Programm der NSDAP.

Schon während seiner Haftzeit kündigte Wiese – der von der rechtsextremen «Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige» (HNG) betreut wurde – an, er «werde erst ruhen, wenn der Endsieg gefeiert wird.“ Seit seiner Entlassung aus der Haft hat er nach verschiedenen Berichten wiederholt gegen die Auflagen verstoßen. Ihm war ein Kontaktverbot verordnet worden, er darf fünf Jahre lang seine ehemaligen Mittäter aus der rechtsterroristischen «Schutzgruppe» der «Kameradschaft Süd» (heute: «Kameradschaft München») nicht treffen. Was ihn nicht daran hinderte, genau dies bei verschiedenen Naziveranstaltungen und Demonstrationen zu tun. So u. a. bei einer „Mahnwache“ am 25. April auf dem Münchner Marienplatz.

Wiese nutzt seine Popularität in der rechtsextremen Szene aus, versucht, die Kameradschaften zusammen zu fassen, sie unter einem Dach zu vereinen. Sein ehemaliger Internet-Versand „Nordic Sport Bekleidung NSB“ firmiert jetzt als „Nationale sozialistische Bewegung“:

«Sämtliche nationalpolitische Strömungen innerhalb des nationalen Widerstandes sollen hier auf der Plattform der NSB vertreten sein und sollen sich untereinander austauschen, verknüpfen und aktionsfähig halten um den nationalen Freiheitskampf, die Erhaltung des deutschen Wesens, seiner Art und Lebensraum offensiv und mit größtmöglichem Erfolg zu führen.»

Weitere Informationen zum Thema:

Hitlerfans am Waldrand

Martin Wieses "Nationale Soziale Bewegung" (NSB)

Martin Wiese aus der Haft entlassen

Nachtrag (20.08.2011)
Wiese als Redner bei Treffen von Rechtsterroristen

Wie der „blick nach rechts“ berichtet, soll am 1. Oktober an einem bislang unbekannten Ort in „Mitteldeutschland“ unter dem Motto“…nur der Freiheit gehört unser Leben…“ ein 1. Theodor-Körner-Gedenktag stattfinden. Als Redner sind die einschlägig bekannten Rechtsextremisten Eckart Bräuniger, Martin Wiese, Karl-Heinz Hoffmann und der Ungar Zoltan Errös angekündigt.

Bräuniger (Jg. 1971), Organisationsleiter der Deutsche Stimme Verlagsgesellschaft mbH (Riesa), gibt einen historischen Überblick über Leben und Wirken Theodor Körners (1791-1813) und die
deutschen Befreiungskriege. Der Dichter Körner hatte mit deutschnationaler Lyrik gegen die napoleonische Besetzung mobil gemacht und fiel 1813 im Kampf gegen die Franzosen.

Der vorbestrafte Neonazi Wiese berichtet über die „wahren Hintergründe seiner Verurteilung“ und angebliche „Repressalien, welchen er bis in die Gegenwart ausgesetzt“ sein will.

Karl-Heinz Hoffmann (Jg. 1937), war Kopf der rechtsterroristischen Wehrsportgruppe Hoffmann (WSG Hoffmann) und später der WSG Ausland im Libanon. Der vorbestrafte Hoffmann redet über den Volksaufstand 1953 in der DDR und über seine „Erfahrungen“ als Unterstützer des „Freiheitskampfes des palästinensischen Volkes».

Errös (Jg. 1948) referiert über den «Widerstandskampf der Ungarn» gegen die Besetzung durch die Rote Armee im Jahre 1956.

Mobilisiert wird für die Veranstaltung unter anderem in der NPD-Parteizeitung „Deutsche Stimme“ und im neonazistischen „Thiazi Forum“.