Nürnberg: Aufmarsch der „Grauen Wölfe“

Graue Wölfe demonstrieren in Nürnberg
Graue Wölfe demonstrieren in Nürnberg

Zu einer Demonstration gegen „den Terror der PKK“ hatten verschiedene türkische Kulturvereine aufgerufen. Ca. tausend Teilnehmer/innen kamen, darunter viele Anhänger der türkischen rechtsextremen Partei MHP. Zahlreiche Teilnehmer/innen, darunter bereits kleine Kinder, zeigten das „Wolfssymbol“ (siehe Foto oben), auch die Fahne der MHP mit den drei Halbmonden war vertreten.

Es ist schon mehr als merkwürdig, wenn gerade die Anhänger der „Grauen Wölfe“, einer rechtsextremen Organisation, gegen den „Terror“ demonstrieren. Sind doch auch Anhänger und Funktionäre ihrer Partei MHP und der «Grauen Wölfe» für zahlreiche Terrorakte und Übergriffe in der Türkei, aber auch in Deutschland verantwortlich.

Zum Hintergrund:

Der Verfassungsschutz des Landes Nordrhein-Westfalen wirft der MHP und den „Grauen Wölfen“ vor, „zur Entstehung einer Parallelgesellschaft in Europa“ beizutragen, und sieht in ihr „ein Hindernis für die Integration der türkischstämmigen Bevölkerung“.

Die „Partei der Nationalistischen Bewegung“ („Milliyetçi Hareket Partisi“, MHP), wurde 1961 von Alparslan Türkeş gegründet, die «Grauen Wölfe» sind eine paramilitärische Organisation der MHP nach dem Vorbild der deutschen SA. Selbst weisen sie jeden Vergleich mit Faschisten weit von sich und bezeichnen sich als «Idealisten».

Zeitweise stellte sie paramilitärische Gruppen zum Kampf gegen die Kurden, die ebenso wie Juden, Christen, Aleviten und Armenier von ihnen bekämpft werden.

Die deutsche Organisation dieser Partei ist die so genannte «Föderation der Türkisch-Demokratischen Idealistenvereine in Deutschland» bzw. «Türk Federasyon» (Türkische Föderation) oder kurz ADÜTDF, die Gründungsmitglied der „Türkischen Konföderation in Europa“ ist. Die Jugendorganisation der Grauen Wölfe ist die Ülkücü Gençlik („Idealisten-Jugend“).

Und es gab bereits auch Zeiten, in denen es wie 1970 eine enge Kooperation zwischen der faschistischen türkischen MHP und der rechtsextremen NPD gab. Dieses belegte ein Briefwechsel zwischen den beiden damaligen «Parteiführern» Alpaslan Türkes und Adolf von Thadden. Während Türkes von der «unbedingten Aktionseinheit der MHP mit der NPD» sprach, regte von Thadden einen intensiven Jugendaustausch zwischen beiden Parteien an. Im Jahre 1977 bedankte sich Türkes wortreich für die großzügige finanzielle Unterstützung der NPD für den Wahlkampf der MHP.

In den letzten Jahren sind die „Grauen Wölfe“ mehrfach durch Übergriffe, beispielsweise 2008 in Neukölln/Berlin gegen Schwule und Transsexuelle, aufgefallen.

Derzeit bauen die türkischen Rechtsextremen ihre Strukturen aus, unterwandern türkische Kulturvereine und versuchen, Jugendliche durch Freizeitangebote zu gewinnen und sie im Geist ihrer Ideologie zu schulen. Regelmäßig finden – wie im letzten Dezember in der Stadthalle in Fürth – „kulturelle“ Großveranstaltungen statt, die erheblich durch die MHP und die „Grauen Wölfe“ dominiert sind, bei denen ebenfalls die Fahnen mit den drei Halbmonden zu sehen sind ebenso wie der „Wolfsgruß“.

Die Mitgliederzahl der „Grauen Wölfe“ wird vom Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalens bundesweit mit ca. 7000 angegeben, die Zahl der Sympathisanten beträgt ein Vielfaches. Der Teufelskreis aus fehlender schulischer Bildung, Arbeitslosigkeit, mangelnden Chancen auf dem Arbeitsmarkt und immer wieder erlebter Diskriminierung macht viele Jugendlichen zur leichten Beute dieser antidemokratischen Gruppen, die vorgeben, ihnen ihre „Würde“ wieder zu geben, in Wirklichkeit aber eine rassistische Ideologie verbreiten.

Weitere Informationen zu diesem Thema bietet die Broschüre «Rechtsextremismus in der Einwanderungsgesellschaft», herausgegeben von «Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage», erhältlich über deren Adresse: Ahornstr. 5, 10787 Berlin