Halsbach: „Frei Räume“ für Nazis

Screenshot FNS
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Ein Nazikonzert in Halsbach (Landkreis Altötting) im ehemaligen Gasthof Gruber, eine Vereinsgründung, um dieses Konzert durchführen zu können, ein abgebrannter Nazitreffpunkt und eine Kundgebung der „Jungen Nationaldemokraten“ in Forchheim – das waren die Meldungen nur eines Wochenendes.

500 Bürger des ungefähr 950 Einwohner zählenden Ortes demonstrierten phantasievoll gegen ein Konzert der Band „Lunikoff-Verschwörung“ im ehemaligen Gasthaus Gruber: Die Halsbacher hatten den Nazis den Zugang zum Dorf stark erschwert. Das Zentrum war von allen Seiten abgeriegelt, Parkplätze gab es in der Nähe des Gasthauses nicht, die Nazis mussten also weite Strecken durch die winterliche Kälte laufen. Bauern hatten Plakate auf den Frontladern ihrer Traktoren angebracht mit Parolen wie «Keine Nazis in Halsbach». Mit dabei der Landrat, Bürgermeister aus der Region sowie Bundestags- und Landtagsabgeordnete.

Unter den Gästen des Nazi-Konzerts waren u. a. Norman Bordin und Martin Wiese. Auf der Bühne stand im ehemaligen Gasthaus Gruber, das immer wieder Schauplatz von Nazi-Veranstaltungen war, Michael Wegener, dessen ehemalige Band „Landser“ als kriminelle Vereinigung verboten wurde, mit seiner derzeitigen Band «Die Lunikoff-Verschwörung».

Das rechtsextreme Konzert war lt. den örtlichen Behörden nicht zu verhindern gewesen: Die Veranstaltung war nicht meldepflichtig, weil die Nazis den Verein „Frei Räume“ gegründet haben und das ehemalige Gasthaus als „Haus der Kunst und Meinungsfreiheit“ zu ihrem Vereinsheim erklärt haben. Das Haus soll als „Anlaufpunkt patriotischer Menschen in Bayern und Österreich“ dienen, so das FNS auf seiner Homepage. Allerdings dürfen nur Mitglieder des Vereins die Konzerte und Veranstaltungen besuchen. Deshalb forderte die Band im Internet ihre Fans auf, Vereinsmitglied zu werden: „Wer mit von der Partie sein möchte sollte sich umgehend über den Verein informieren, da ohne Vereinsmitgliedschaft und Volljährigkeit leider kein Einlaß gewährt werden kann. Ihr wisst ja selbst, dass die Zeiten rauher werden. Aber wir werden eben auch immer kreativer!».

Das Gasthaus Gruber in Halsbach nahe Altötting diente seit 2007 regelmäßig als Veranstaltungsort für Naziveranstaltungen und Konzerte. Bereits 2008 gab es Gerüchte, dass die NPD dieses Gebäude erwerben wolle.

Die „Einweihung“ des „Haus der Kunst und Meinungsfreiheit“ hatte bereits am 4. Februar stattgefunden, als Redner traten u.a. a. Norman Bordin und Karl-Heinz Statzberger auf. Bordin würdigte in seiner Rede besonders Friedhelm Busse, den verstorbenen Vorsitzenden der verbotenen Nazipartei „FAP“.

Altötting: Nazi-Veranstaltungsort abgebrannt
Eine weitere Naziveranstaltung sollte lt. «Passauer Neue Presse“ am gleichen Abend auf einem Bauerhof am Stadtrand von Altötting stattfinden. Das Gebäude, das von der Straße her vor allem wegen seiner NPD-Propagandaplakate auffiel, ist in der Nacht zum Samstag abgebrannt, laut Polizeiangaben entstand ein Schaden in Höhe von rund 100.000 Euro, die Brandursache ist unklar.

Kundgebung der neu gegründeten JN in Forchheim
Der gemeinsam von NPD und der Kameradschaft „Divison Franken“ gegründete „Stützpunkt Franken/Oberpfalz“ der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ hatte für Samstag in Forchheim eine Kundgebung angekündigt unter dem Motto: „Wir sind keine Terroristen – die Presse lügt“. Etwa 40 Nazis folgten diesem Aufruf und sahen sich 300 Forchheimer Bürgerinnen und Bürgern gegenüber, die deutlich machten, dass Nazis in Forchheim unerwünscht sind.