Bayerische Neonazis wollen in Plauen demonstrieren

Mit einem Banner haben die Neonazis aus dem bayerischen Kameradschaftsnetzwerk „Freies Netz Süd“ heute Morgen den Ort ihrer alljährigen „Nationalen Arbeiterkampfdemo“ am 1. Mai bekanntgegeben. Es trifft mit Plauen eine Stadt im Südwesten des Freistaates Sachsen.
Die Demonstration am 1. Mai gehört seit einigen Jahren zu den Großveranstaltungen der bayerischen Neonazi-Szene. Der größte Aufmarsch glückte 2010 in Schweinfurt mit etwa 1.000 Teilnehmern. Das damalige Bündnis, das größere Teile der süddeutschen Szene umfasste, zerbrach in der Folgezeit, so dass zuletzt nur mehr 350 bis 500 Neonazis durch die bayerischen Städte Hof und Würzburg demonstrierten. Mit Plauen zieht es die Organisatoren um Matthias Fischer und Norman Kempken erstmalig am 1. Mai in eine sächsische Stadt.
Das Freie Netz Süd unterhält seit Langem gute Kontakte nach Sachsen. Auf den größeren Demonstrationen, auch z. B. in Wunsiedel beteiligen sich immer auch größere Gruppen aus dem angrenzenden Freistaat. Am 13. April letzten Jahres nahm eine größere Gruppe bayerischer Neonazis in Plauen am „Trauermarsch“ teil. Sebastian Schmaus, Stadtrat in Nürnberg für die „Bürgerinitiative Ausländerstopp“, hielt eine der Reden.
Die Demonstration 2014 trägt den Titel „Arbeitsplätze zuerst für Deutsche“ und soll am frühen Nachmittag vom Bahnhof Plauen aus starten.
Zur Frühjahrskampagne des „Freien Netz Süd“ gehörten in den vergangenen Jahren jeweils vorbereitende Flugblattverteilungen und ein Aktionstag, der etwa einen Monat vor der Demonstration stattfand.
In größeren Gruppen zogen die Neonazis durch mehrere Städte und hielten Kundgebungen ab. Teilweise endeten diese Sternfahrten am Ort der Mai-Demonstration. Mit solchen Aktionen ist auch in diesem Jahr zu rechnen, auch wenn sich das Kameradschaftsnetzwerk zuletzt mit Kundgebungen eher zurückgehalten hat.
Für die Ortswahl könnte es mehrere Gründe geben. Zum einen könnten sächsische Aktivisten darauf gedrängt haben, „nun auch mal dran zu sein“. Denkbar wäre auch eine Unterstützung der dortigen Szene mit Blick auf die anstehenden Wahlen in Sachsen. Am 25. Mai sind Kommunalwahlen, am 31. August wird der Landtag neu gewählt. Ebenso denkbar ist eine Parteinahme für die radikaleren Kräfte im Freistaat gegen die sich gemäßigter gebende NPD-Fraktion im Landtag.
Demonstrationen des „Freien Netz Süd“ sind in der Regel um einiges aktionistischer, NS-lastiger und offen rassistischer als NPD-Veranstaltungen zu Zeiten der „seriösen Radikalität“. Sie sind damit auch deutlich attraktiver für junge Neonazis. Mit Parolen wie „Alles für Volk, Rasse und Nation“ zog man 2013 durch Würzburg. Das dazugehörige Kampagnen-Shirt lehnte sich direkt an ein Wahlplakat der NSDAP an. Der Ort könnte somit gewählt worden sein, um ähnlichen Bemühungen der NPD um eine erfolgreiche Demonstration das Wasser und die Leute abzugraben. Die NPD in Sachsen muss nach jüngsten Umfragen stark um ihren Wiedereinzug in den Landtag bangen.
Schon einmal war das „Freie Netz Süd“ mit dieser Taktik
erfolgreich. 2010 meldete der NPD-Landesverband Bayern eine Mai-Demo in Nürnberg / Fürth an. Das FNS konterte mit der Demonstration in Schweinfurt mit einem Ort, der keine 90 Minuten Autofahrt vom Ort der NPD-Demo entfernt lag. Der Landesverband sagte notgedrungen seine Demonstration ab, nachdem klar wurde, wohin sich die bayerische Kameradschaftsszene an dem Tag orientieren würde und mobilisierte offiziell zu zwei NPD-Demos in Zwickau und Erfurt.
Auch der niedersächsische Neonazi und Hardliner Dieter Riefling hat seine Veranstaltung, den „Tag der deutschen Zukunft“ dieses Jahr erstmalig nach Sachsen verlegt. Dieser soll am 7. Juni — und somit ebenfalls noch vor der Landtagswahl – in Dresden abgehalten werden. Es wird deshalb in den kommenden Wochen spannend werden, welche Gruppen dem Aufruf folgen und wer dann schließlich am 1. Mai nach Plauen kommen wird.
Neben der Demonstration des „Freien Netz Süd“ ist bisher nur eine weitere rechtsextreme Demonstration bekannt. Christian Worchs Partei „Die Rechte“ mobilisiert für den Tag nach Dortmund. Mit weiteren Anmeldungen besonders von Seiten der NPD ist noch zu rechnen, schaut die Partei doch besonders auf die am 25. Mai stattfindende Europawahl. Um die Spitzenplätze zanken sich momentan mehrere hochrangige Parteimitglieder.