„Brennpunkt München“: Doku nimmt Nazis und Rechtspopulisten ins Visier

Mit der Neonazi-Tarnorganisation „Bürgerinitiative Ausländerstopp“ sowie der rechtspopulistischen Partei „Die Freiheit“ treten in München gleich zwei extrem rechte Organisationen zur Kommunalwahl 2014 an. Genau zur richtigen Zeit beleuchtet Neonazi-Aussteiger Felix Benneckenstein in einem sehenswerten Dokumentarfilm jetzt deren Wahlkampstrategie.
2008 gelang NPD-Bundesvize Karl Richter ein beachtlicher Erfolg, der ihm innerhalb seiner Partei einen gewissen Respekt einbrachte: Mit 1,4 Prozent der Wählerstimmen schaffte er mit der „Bürgerinitiative Ausländerstopp“ (BIA) den Einzug in das Münchner Rathaus. Seither agitiert er dort ununterbrochen – gegen vermeintlich „kriminelle Ausländer“ ebenso wie gegen Juden oder Asylbewerber. Karl Richter überflutet nicht nur die Stadt mit Anträgen, er hat auch den organisierten Rassismus in die Münchner Politik gebracht. Bei den nun anstehenden Kommunalwahlen will er sein Mandat verteidigen und nach Möglichkeit mindestens ein weiteres hinzugewinnen, insgesamt drei weitere Kandidaten der BIA sind bislang bekannt.
Doch nicht nur NPD-Mann Richter will ins Rathaus. Mit der Partei „Die Freiheit“ (DF) um den ehemaligen CSU-Politiker Michael Stürzenberger will außerdem eine rechtspopulistische Gruppierungen bei den Kommunalwahlen im März 2014 den Sprung in den Stadtrat schaffen. Seit inzwischen mehr als zwei Jahren ist Stürzenberger mit seinen Anhängern in der Münchner Innenstadt präsent. Sein Kernthema ist dabei vor allem die Agitation gegen ein geplantes Moscheeprojekt in München, in den letzten Monaten warb er aber auch um die für den Antritt zur Wahl nötigen 1.000 Unterschriften – am Ende unterzeichneten 1.268 Menschen für DF.
Damit muss sich Bayerns Landeshauptstadt auf den Kommunalwahlkampf gleich zweier extrem rechter Gruppen einstellen. Doch mit welcher Taktik werben die Demagogen von BIA und DF um Stimmen, welche Kontakte bestehen bei der BIA in die militante Neonazi-Szene im Freistaat und ist DF wirklich nur – wie sie von sich behauptet – „islamkritisch“? Genau diese Fragen beleuchtet Felix Benneckenstein in dem Dokumentarfilm „Brennpunkt München“. Dafür hat er mehr als eineinhalb Jahre die Aktionen von DF und BIA begleitet. Mit dem Film will er „den Leuten zeigen, dass es keinen Sinn macht, sie zu wählen und dass es gefährlich ist, sie zu wählen“, sagt der Neonazi-Aussteiger im Gespräch mit „Endstation Rechts. Bayern“.
Detailliert analysiert Benneckenstein im ersten Teil seines Films den Wahlkampf der BIA sowie das Umfeld der Truppe um Karl Richter. Besonders geht er auf die Rolle der Kameradschafts-Aktivistin Vanessa Becker ein, die auf Listenplatz 2 der BIA für den Stadtrat kandidiert. Becker lebt im sogenannten „Braunen Haus“ im Münchner Stadtteil Obermenzing, wo sich bereits führende bayerische Nazi-Kader unter „Heil-Hitler“ Begrüßungen und in Anwesenheit des als NSU-Unterstützer angeklagten Andre E. zu einer „Gartenparty“ getroffen haben.
Ebenfalls in den Blick gerät das Umfeld um Karl Richter, das immer bei dessen Kundgebungen zugegen ist. Konträr zu Richters Seriositätsanspruch nehmen daran auch die beiden verurteilten Rechtsterroristen Karl-Heinz Statzberger und Thomas Sch. teil, die im Zusammenhang mit den Anschlagsplänen der „Kameradschaft Süd“ um Martin Wiese auf die Grundsteinlegung des Jüdischen Kulturzentrums in München in den Fokus der Justiz geraten sind.
Nimmt die erste Hälfte des Films die Neonazi-Szene in den Blick, befasst sich der zweite Teil der Dokumentation mit der rechtspopulistischen Partei „Die Freiheit“, die unter dem Deckmantel der „Islamkritik“ pauschale Vorurteile gegen Muslime propagiert. „Brennpunkt München“ durchleuchtet das Netzwerk von DF sowie die Verbindungen zu „Politically Incorrect“, für das auch Michael Stürzenberger schreibt. In Artikeln des rechtspopulistischen Portals treten immer wieder Rassismus und Homophobie zu Tage, in den Kommentaren wird die Radikalität vieler Anhänger deutlich – und regelmäßig
werden Gegner der DF angeprangert.
Bei der Analyse von Stürzenbergers Agitationen ist der Film besonders stark, überführt er dort doch viele Behauptungen der DF als Lüge. Denn der Film zeigt, wie Stürzenberger schwarze Menschen rassistisch als „Maximalpigmentiert“ bezeichnet, wie er die deutsche Schuld zu relativieren versucht – und wie hinter der „Islamkritik“ zumeist plumper Rassismus steckt.
Dank klarer Analysen und der Betrachtung bedeutender Hintergründe ist „Brennpunkt München“ eine hervorragende Dokumentation geworden. In zwanzig Minuten Spielzeit gelingt es dem Film, sowohl die vermeintliche Seriosität der BIA als auch das selbstgewählte Image der DF zu demontieren. Die Dokumentation beleuchtet wichtige Zusammenhänge bei der BIA und ordnete zugleich Aussagen der DF ein, wodurch er diese geschickt demaskiert. Entstanden ist so eine starke Dokumentation, die einen leicht verständlichen Überblick über das Agieren von Neonazis und Rechtspopulisten gibt. Im Vorfeld der Kommunalwahl kann er eine wichtige Argumentationshilfe sein.
Wenn Sie den Film aufführen wollen oder Nachfragen haben, kontaktieren Sie bitte den Autor der Dokumentation Felix Benneckenstein unter folgender Adresse: brennpunkt.muenchen@my.mail.de