Freies Netz Süd bald komplett in Kleinstpartei aufgegangen

Die Umstrukturierung der bayerischen Neonazi-Szene geht weiter. Nun stellte man auch in Niederbayern das „Infoportal“ ein, um sich der neuen Partei „Der Dritte Weg“ zu widmen. Im Fahrwasser des Internetseite des Freien Netz Süd (FNS) waren bereits weitere regionale Seiten vom Netz gegangen bzw. wurde das publizistische Ende verkündet.
Sollte man von Seiten der bayerischen Sicherheitsbehörden doch noch gegen das Freie Netz Süd vereinsrechtlich vorgehen und ein Verbot aussprechen wollen, dürfte es wie beim bekannten Bild vom Hasen und Igel sein, nur anders herum. Wenn der Freistaat auf den Plan tritt, sind die bayerischen Neonazis längst weg und woanders, nämlich, wie schon häufig vermutet, bei der Kleinstpartei „Der Dritte Weg“ (DIIIW).
Am vergangenen Donnerstag verkündeten niederbayerische Neonazis das Ende ihrer Seite „Infoportal Niederbayern“. Man könne die Aktivitäten nicht mehr eigenständig fortführen, weil sich „die Schriftleitung“ nun vermehrt in der neonazistischen Partei „Der Dritte Weg“ einbringen möchte, wie es in der Erklärung hieß. Zuvor hatten die Macher länger keine neuen Artikel mehr gebracht, sondern meist von der Parteiseite übernommen.
Auch die Mobilisierung für die Aktionstage gegen die geplante Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Deggendorf lief größtenteils über die neonazistische Partei. Der Flyer war in dem für die Gruppierung typischen Grün gehalten und auch die Nachberichterstattung erfolgte zuerst über die Plattform der Partei. 15 Neonazis hatten am 23. Mai eine Kundgebung am Michael-Fischer-Platz abgehalten. Am nächsten Tag demonstrierten laut Medienberichten etwa 40 FNS-nahe Neonazis aus ganz Bayern durch die niederbayerische Donaustadt. Etwa hundert Bürgerinnen und Bürger, darunter der 2. Bürgermeister Günther Pammer, hielten ihnen am Stadtplatz rote Karten entgegen und protestierten lautstark gegen die rassistischen Parolen der Neonazis, bei denen unter anderem Walter Strohmeier sprach.
Strohmeier, Kopf der niederbayerischen Szene und vorbestraft, wird in dem Artikel als Mitglied der Partei vorgestellt ebenso wie Roy Asmuß aus Teising in Oberbayern, der Verantwortliche für die Seite des Freien Netz Süd, die seit Ende April nicht mehr aktualisiert wurde. Letzter Redner war laut dem Bericht Martin Bissinger vom schwäbischen Stützpunkt der DIIIW, der Mitte Mai offiziell gegründet wurde und in dem auch Rechtsextremisten aus Baden-Württemberg organisiert sein sollen.
Aktivitäten und «Stützpunkte» in allen Regierungsbezirken
Damit sind zahlreiche weitere zentrale Aktivsten des Freien Netz Süd öffentlich für die im September 2013 in Mannheim gegründete Partei „Der Dritte Weg“ aufgetreten, deren Parteiprogramm nach Einschätzung des Innenministeriums auf Elemente des 25-Punkte-Programms der NSDAP zurückgreift. Das Freie Netz Süd hatte sich zum ersten Mal bei der November-Demo in Wunsiedel in Richtung der Partei orientiert und erste Stützpunkte gegründet. Mit Matthias Fischer und Tony Gentsch traten seit geraumer Zeit schon die beiden wichtigsten FNS-Kader für die Partei in Erscheinung.
Derweil tummelen sich Unterstützer des Stützpunkts München bei den Montagsdemonstrationen und können dort Infomaterial an die Beteiligten verteilen. Eine medienwirksame Distanzierung der Veranstalter hatte für die Parteiaktivisten um den verurteilten Rechtsterrorist Statzberger keine unmittelbaren Konsequenzen.
Auch das „Sterben“ der „Weltnetzseiten“ zugunsten der zentralen Parteiseite ging weiter. Zeitgleich mit der Hauptseite des FNS verkündeten auch die Freien Nationalisten Weißenburg, ihre Seite nicht mehr zu aktualisieren. Die Erklärung folgte ganz der Sichtweise
des FNS, man sei eigentlich keine Organisation, sondern nur eine Informationsseite. Dem Leser wurde auch hier die Parteiseite empfohlen. Auf der Seite der Aktionsgruppe Bayreuth erhält man seit geraumer Zeit die Meldung, der Blog sei wegen illegaler Inhalte gesperrt und das trotz des Hostings über einen rechtsextremen Dienst, der eigentlich nur bei strafbaren Inhalten, Gewaltaufrufen oder dem veröffentlichen privater Daten einschreiten will.
Auch die Seite „Nationales Bündnis Oberpfalz“ brachte zuletzt keine „eigenen“ Artikel mehr, sondern „entnahm“ sie vom DIIIW wie etwa den Bericht über ein „Heldengedenken“ im Raum Bad Abbach / Regensburg. Eine Einstellung der Seite wurde allerdings noch nicht verkündet, ebenso wenig wie die Gründung eines lokalen Ablegers. Allerdings will man von Seiten der Partei schon erste Flugblätter in Regensburg verteilt haben. Am 1. Mai war Robin Siener, Kopf der Oberpfälzer Szene, schon mit Fahne der Partei in Plauen unterwegs.
Auch aus Unterfranken wurden erste Informationsveranstaltungen und Flugblattverteilung vermeldet. Damit ist die Partei in allen Regierungsbezirken aktiv. Die handelnden Akteure dürften auch dort größtenteils mit denen identisch sein, die auch schon für das Freie Netz Süd aktiv waren.