Alt-Kader übernimmt bayerischen NPD-Landesverband

Franz Salzberger

Der bayerische Landeschef und seine Stellvertreterin warfen bereits das Handtuch, ein weitere Vize sitzt derzeit in Untersuchungshaft. Um den größten NPD-Landesverband ist es alles andere als gut bestellt. Nun wurde ein Parteimitglied reaktiviert, dass das Runder rumreißen soll.

Franz Salzberger heißt der neue bayerische Landesvorsitzende der NPD. Auf einem konspirativ durchgeführten Landesparteitag in Lichtenfels wählte die rechtsextreme Partei den Mann auf den Chefsessel. Laut Pressemitteilung der NPD sei Salzberger mit 59 von 62 Stimmen gewählt worden. Einen weiteren Kandidaten hat es offenbar nicht gegeben.

Wer ist Franz Salzberger?

Über den neuen Landesvorsitzenden ist wenig bekannt. Salzberger soll diese Funktion bereits einmal inne gehabt haben – laut NPD-Angaben bis 2001. Unter seiner Ägide kam der bayerische Verband zur Landtagswahl 1998 auf magere 0,2 Prozent der Stimmen. Viel mehr ist nicht bekannt über den neuen Mann. Selbst die NPD, die sonst nicht müde wird, etliche Funktionen ihrer Kader aufzulisten, kommt bei Salzberger ins Stocken. Auch über seine politischen Ziele gibt es keine Angaben. In der Pressemitteilung wird der neue Landeschef als „bewährter Mann“ beschrieben, der nicht „polarisieren, sondern mit Ruhe und Augenmaß konsequent und teamorientiert“ arbeiten würde.

Erster Unmut wird bereits auf Facebook geäußert. So schreibt ein Sympathisant, der mit dem Ausgang der Wahl offenbar nicht zufrieden ist: „Euer Ernst? Der Ruf ist im Eimer und im Vorstand duerfen wiedermals Alkoholiker und leute mit Draht zu kriminellen Organisationen die Interessen der Nationalen vertreten?“

Mit letzterem Hinweis dürfte Sascha Roßmüller gemeint sein. Der Bandido wurde erneut in den Landesvorstand gewählt, obwohl er derzeit in U-Haft sitzt. Roßmüller wird eine mögliche Beteiligung an einer ungeklärten Auseinandersetzung der Bandidos mit Mitgliedern des rivalisierenden Clubs Gremium MC Straubing im Dezember 2010 vorgeworfen. Zu weiteren Stellvertretern wurde der bayerische NPD-Geschäftsführer, Axel Michaelis, sowie Manfred Waldukat gewählt. Ergänzt wird das neue Team von insgesamt zwölf Beisitzern.

Letzter Wunsch geht nicht in Erfüllung

Die Inhaftierung Roßmüllers Ende Oktober hatte für zusätzlichen Wirbel in der ohnehin stark gebeutelten NPD gesorgt. Der neue Bundesvorsitzende Frank Franz wollte Roßmüller zu seinem Vize machen – doch daraus wurde bekanntlich nichts. Der bisherige Landeschef Karl Richter und seine Stellvertreterin Sigrid Schüßler hatten ihre Ämter wenige Stunden nach der Inhaftierung Roßmüllers publik gemacht. „Ich übernehme damit nicht nur die persönliche Verantwortung für Spitzenpersonal, […] sondern ziehe mit diesem Schritt auch die Konsequenz aus einer nichtendenden Serie hausgemachter Katastrophen, mit deren Verantwortlichen ich nicht länger in einem Atemzug genannt werden möchte“, schrieb Richter in seiner Rücktrittserklärung.

Zum Schluss empfahl Richter seinen Gesinnungsgenossen, „um des überfälligen Neubeginns willen auch alle weiteren altgedienten Roßmüller-Seilschaftler im Landesvorstand durch unverbrauchte und integre Nachwuchskräfte zu ersetzen.“ Mit Blick auf das größtenteils unveränderte Personaltableau ging Richters letzter Wunsch nicht in Erfüllung.

Auf die politische Wiederauferstehung kann Salzberger bereits in zwei Wochen anstoßen. Am 13. Dezember lädt der Landesverband zur Weihnachtsfeier nach Murnau – der neue Landeschef ist als Redner gesetzt.