Max-Brose-Straße – Nun stehen alle Beteiligten vor einem Scherbenhaufen

Zur heutigen Abstimmung des Coburger Stadtrates über die Umwidmung der von-Schultes-Straße in Max-Brose-Straße veröffentlichen wir einen Kommentar von Oliver Jauernig, Bezirksgeschäftsführer der SPD Oberfranken.
Nun ist die Entscheidung gefallen – wie zu erwarten mit großer Mehrheit: Die Max-Brose-Straße wird kommen. Diese Entscheidung gilt es als Demokrat zu respektieren.
Eines jedenfalls steht mit dem heutigen Stadtratsbeschluss fest: Gewonnen hat bei dieser Entscheidung und bei der Debatte im Vorfeld niemand – ganz im Gegenteil. Letzten Endes haben sogar alle verloren: die Stadt Coburg, welche bundesweit in den Medien negative Beachtung gefunden hat. Verloren haben der OB und viele Stadträtinnen und Stadträte, die im Verdacht stehen, sich in ihrer Entscheidung von der ökonomischen Größe und der Bedeutung eines Unternehmers beeinflussen haben zu lassen und dafür bereit waren, über historische Fakten hinwegzusehen bzw. diese vor einer Entscheidungsfindung nicht ausreichend zu prüfen.
Mahnende Stimmen gab es im Vorfeld ausreichend. Verloren hat aber auch Herr Stoschek, der nun zwar seinen Großvater rehabilitiert und geehrt sehen kann, dem aber auch das Image schaden dürfte, als Unternehmer zu gelten, der ohne Rücksicht auf Verluste, seine Interessen durchsetzt. Letzten Endes schadet die Berichterstattung der letzten Wochen und Tage auch dem Konzern Brose, der unweigerlich mit der Berichterstattung verbunden ist. Konnte man beispielsweise bei der Diskussion um den Verkehrslandeplatz den vor dem Rathaus demonstrierenden Mitarbeitern der Firma Brose noch eine gewisse real existierende Angst vor einer ablehnenden Haltung des Stadtrates abnehmen, wirkte dieselbe Gruppe im Vorfeld der heutigen Abstimmung eher skurril und absurd.
Nun stehen alle Beteiligten vor einem Scherbenhaufen: viel Vertrauen wurde zerstört, es haben sich Gräben gebildet zwischen den Befürwortern und den Gegnern der nun beschlossenen Umwidmung. Diese dürften schwer zu schließen sein. Viel zu verhärtet sind dazu die Positionen – gerade auch, wenn man die Diskussion in den sozialen Netzwerken verfolgt. Und daran dürfte niemand ein Interesse haben.
Da hilft es auch nicht, dass der Stadtrat (richtigerweise) den Antrag auf Fortsetzung des Projektes «Stolpersteine gegen das Vergessen» in den Geschäftsgang gegeben hat und man beschlossen hat, einen Maßnahmenkatalog zur Aufarbeitung der Coburger Stadtgeschichte von 1900 bis 1950 zu erstellen. Logisch wäre m.E. gewesen, zunächst die Historie aufzuarbeiten, die Ergebnisse zu prüfen und dann eine Entscheidung herbeizuführen.
So bleibt zu befürchten, dass bei der folgenden Aufarbeitung Tatsachen ans Tageslicht geraten könnten, welche im schlimmsten Falle eine neue Bewertung des Sachverhaltes erforderlich machen. Vielleicht muss dann 2020 ein Stadtrat die Entscheidung des heutigen Tages bedauern und revidieren. Der Imageschaden für die Stadt Coburg wäre dann allerdings irreparabel.
Hinweis: es handelt sich bei dem Kommentar um die private Meinung des Autoren und nicht um eine offizielle Stellungnahme der SPD Oberfranken oder einer ihrer Untergliederungen.