Pegida München / Nürnberg / FrankenNur wenige Islamhasser diese Woche auf Bayerns Straßen

München: So übersetzt eine Teilnehmerin die angebliche Bejahung des Rechts auf Asyl

In allen drei Städten mit lokalen Ablegern der islamfeindlichen Pegida-Bewegung kam es diese Woche zu Kundgebungen. Mit insgesamt etwa 220 Anhängern in München, Würzburg und Nürnberg dürfte dies nach der Ausbootung von Michael Stürzenberg zahlenmäßig ein gemeinsamer Tiefpunkt gewesen sein. Bedenkliche Inhalte gab es auch ohne den bekannten Die Freiheit-Mann.

München

In der Landeshauptstadt war in den letzten Wochen der Streit zwischen Organisatorin Birgit Weißmann und Michael Stürzenberger, der lange inhaltlich den Takt vorgab, eskaliert. Der regelmäßige Autor für den rassistischen Blog Politically Incorrect (PI) hatte in einem Artikel Weißmann die Befähigung abgesprochen, den Ableger leiten zu können. Beide waren am Montag anwesend, aus dem „Michael“ war wieder der „Herr Stürzenberger“ geworden, der fortan nur „als Journalist“ die Bewegung unterstützen würde, erklärte Weißmann. Eine mögliche Konsequenz hatte der Streit. Die Organisatoren mussten am Montag die vorbereiteten Schilder, Fahnen, Banner und die Lautsprecheranlage mittels eines gemieteten Sprinters herbeischaffen. Ihnen stand zumindest am Montag nicht mehr der Transporter der Partei Die Freiheit zur Verfügung, der Stürzenberger vorsitzt.

Mit Maria Frank, Direktkandidatin für das „Bündnis Zukunft Deutschland“ bei der Bundestagswahl 2009, kam an erster Stelle eine Rednerin aus dem Umfeld Stürzenbergers zu Wort. Diese beklagte, beim erst vor einer Woche in München eröffneten NS-Dokumentationszentrum ginge es zu sehr um den Holocaust und nicht um die Heimatvertrieben, die „auch unter Hitler gelitten hätten“. Außerdem missfiel Frank, dass bei der Eröffnung nur politisch links stehende Gruppen anwesend gewesen wären. Sie unterschlug dabei, dass auch weitere Pegida-Anhänger vor Ort am Karolinenplatz waren, allerdings innerhalb der Absperrung, auf der vom Neonazi Philipp Hasselbach und der Partei Die Rechte angemeldeten Kundgebung „Weg mit dem NS-Dokumentationszentrum“.

Anhänger nicht an Distanzierung gegenüber Neonazis interessiert

Beim nächsten Redner, einem „Johannes“, gab es eine Premiere. Er beklagte die Anwesenheit von „braunen“ Unterstützern der Pegida-Bewegung und forderte sie zum Gehen auf. Es war vermutlich der erste Versuch, die oft ohne Nachdruck in den Raum geworfenen Distanzierung gegenüber Neonazis mit Leben zu füllen. Die Reaktion ist geradezu entlarvend. Nur etwa ein Drittel applaudierte überhaupt der Forderung, darunter auch Rednerinnen und Redner, die sich in der Vergangenheit völkisch und rassistisch geäußert hatten. Peter Meidl, mittlerweile größer bekannt gewordener Aktivist auf Seiten der Partei Die Rechte, konnte kaum an sich halten und begann am Rande lautstark zu diskutieren.„Johannes“ drohte ihm sogar mit Ausschluss, wenn er keine Ruhe gäbe. Für die allermeisten Münchner Pegida-Anhänger sind Meidls dokumentierte rechtsextreme Aktivitäten kein Problem. Auch bei der „Nachbesprechung“ auf Facebook gab es – vermutlich ebenfalls eine Premiere – größere Kritik an der „Ausgrenzeritis“. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis es bei Weißmann und Co. offen heißt: „Neonazis welcome“.

An der Demonstration auf der bekannten Route um den Alten Botanischen Garten herum beteiligten sich in der Spitze nur etwa 120 Anhänger der Münchner Islamfeinde.

Nürnberg

In Nürnberg kamen gestern in der Spitze nur 50 Anhänger Pegidas auf den zentralen Jakobsplatz in der Innenstadt. Einige verließen schon vor der Demonstration wieder das Geschehen, so dass nur 45 Unterstützer „spazieren“ gingen. Über die Jakobsstraße ging es Richtung Gewerkschaftshaus und danach wieder zurück. „Doro“, die erste Rednerin, hielt ihre Rede vom
Montag in München. Wieder belegte sie die NSU-Opfer mit dem rechtsextremen Spottbegriff „Kulturbereicherer“. Auch der Nürnberger Ableger hatte wie das Dresdner Vorbild diese Woche Migranten als Redner, die wohl als angebliche Kronzeugen dienen sollen, um dem Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit seine Nahrung zu nehmen. Einer der beiden bemühte sich dann um eine differenziertere Betrachtung des Islams und griff die Gegendemonstranten scharf an. Seine Argumentation ging aber ins Leere.

Bei den nächsten Rednern war die Differenzierung schnell wieder vorbei. Der Islam dürfe laut Versammlungsleiter Gernot Tegetmeyer nicht als Religionsgemeinschaft anerkennt werden, „denn sonst müssten auch etliche Nazi-Gruppierungen als Religion“ anerkannt werden, sagte der Generalsekretär der Partei Die Freiheit. Die in Flughäfen in der Frachtabfertigung arbeitenden Muslime stellte er unter einen generellen Terrorverdacht. Die Aussage, bei den „Mohammedanern werde alles mit Gewalt geregelt“, dürfte ihn zum wiederholten Male in die Nähe der Volksverhetzung gebracht haben.

Mit Blick auf das Kriegsende 1945 warf er die Frage auf, ob an dem Tag nicht auch Teile der Bevölkerung „Freiheit verloren“ hätten. Die Alliierten hätten die „Vernichtung Deutschlands und der Deutschen“ verfolgt, nicht die Vertreibung der Nationalsozialisten. Angeblich hätte die Amerikaner Angst vor einem deutschen Zusammengehen mit Russland angetrieben, so Tegetmeyers verqueres Geschichtsbild. Von Nationalmannschaften bis TV-Moderatoren diktiere Amerika noch heute ein multikulturelles Weltbild. Abschließend distanzierte er sich von „jedem Extremismus“, obwohl er erneut eine Rede hielt, die viele Neonazis so unterschreiben würden. Vor dem Demonstrationszug verteilte Pegida Nürnberg noch Ausgaben des Grundgesetzes an die Teilnehmer, die am Ende statt der Lichtaktion in die Dämmerung gehalten wurden.

300 Menschen stellten sich in der Innenstadt Pegida entgegen. Das Bündnis Nazistopp führte mit einer Mischung aus satirischen Darbietungen und Information durch den Abend.

Würzburg

Nach mehrwöchiger Pause traf sich am Montag der Ableger am Main, Pegida Franken, zu einer Kundgebung. 50 Anhänger kamen laut Main-Netz in der Plattnerstraße vor die lokale Zeitung Main-Post. Dagegen protestierten etwa 150 Menschen. Aufgefallen ist die Kundgebung vor allem dadurch, dass Islamfeinde ein opponierendes Banner im Schaufenster des Weltladen mit eigenen Kundgebungsmitteln abdecken wollten, so dann aber die Kombi-Botschaft „Rassismus – unser Land, uns're Werte“ schufen. Auch soll laut Berichten ein Kind eines Paares in Richtung Gegendemonstranten gelaufen sein, was diese dann „eure Kinder werden so wie wir“ anstimmen ließ und zu Applaus führte.