Desolate NPD – Nicht genug NPDler für des toten Manns Kiste in Freising

14 Funktionäre und Anhänger konnte die rechtsextreme Partei gestern nach Freising mobilisieren. Bei der unter einem angeblichen Friedensmotto stehenden Aktion spielten die Redner mit zahlreichen antisemitischen Chiffren. Gleichzeitig war der Tag symptomatisch für den aktuellen Zustand des Landesverbandes.
„Heraus auf die Straße!“ und „Kommt alle zu unserer Kundgebung mit Kurzdemo“ hatte die NPD von ihren Anhängern und Unterstützern gefordert. Und während noch 30 Personen diese Ankündigung gefiel, fanden sich am Samstag gerade einmal 14 Anhänger und Funktionäre in der Stadt nördlich von München ein.
Zu wenig für die 15 Mann auf des toten Manns Kiste aus dem bekannten Piratenlied. Ziemlich Zeit ließ sich die kleine Gruppe dann auch, um sich vom Sammelplatz am Bahnhof auf den Weg in die Innenstadt zum Kriegerdenkmal zu machen. Die Stadt Freising hatte das Bauwerk wie immer als Zeichen des Protestes verhüllen lassen. Der kleine NPD-Zug schlich sich geradezu durch enge Gassen zum Versammlungsort.
Dort warteten schon über hundert Gegendemonstranten des Bündnisses „Freising ist bunt“ auf die Rechtsextremisten. Thema deren Veranstaltung war der aktuelle Konflikt zwischen der Nato und Russland um die Entwicklungen in der Ukraine. Russlands starker Mann Wladimir Putin ist schon länger Hoffnungsträger extrem rechter und antiamerikanischer Kreise. Eine Teilnehmerin auf Seiten der NPD zeigte schon anhand der Reichskriegsflagge, die sie als auffällige Gürtelschnalle trug, was von der Botschaft „Nationalisten für den Frieden“ zu halten war.
Antisemitische Anspielungen
Das Friedensthema war dann auch Hintergrund für zahlreiche antisemitische Codes, die besonders von zwei der insgesamt vier Redner verbreitet wurden. Manfred Waldukat, stellvertretender Landesvorsitzender, leugnete die Kriegsschuld Nazi-Deutschlands, weil laut ihm auch der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges angeblich auf das Wirken „bestimmter Kreise“ zurückzuführen sei. Auch für Heidrich Klenhart, Bezirksvorsitzender der NPD in der Oberpfalz, sei so ziemlich jede Schandtat der letzten hundert Jahre irgendwie auf die Vereinigten Staaten von Amerika zurückzuführen, besonders dann wenn rechte Kreise bisher dafür verantwortlich gemacht wurden.
Selbst für Anders Breivik, dessen Terroranschlag sich diese Woche zum vierten Mal jährte, schien das zu gelten, was Klenhart kurz ansprach aber nicht ausführte. Beim Thema Anschlag auf das World Trade Center war er sich sicher, dass auch das eine „False Flag“-Operation gewesen sei, wie er eigens betonte.
Letzter Redner neben Waldukat, Klenhart und dem NPD-Kreisvorsitzenden Björn-Christopher Balbin, der den Reigen eröffnet hatte, war Peter Meidl, Rosenheimer Funktionär der Partei Die Rechte und treuer Pegida-Unterstützer. Seine wesentliche Aussage war sinngemäß, dass er stolz sei, ein Neonazi zu sein. Bei Pegida ist das bekannt, stört aber offensichtlich niemanden.
Zur Bestärkung der antisemitischen Aussagen wurden in den Pausen zwischen den Reden mehrfach die beiden Lieder „Macht des Kapitals“ und „Europa – Jugend – Revolution“ von Faustrecht bzw. Carpe Diem abgespielt, die sich auch auf den NPD-Schulhof-CDs von 2005 und 2006 befanden.
Desolate NPD Bayern
Die Veranstaltung ist bezeichnend für den momentanen Zustand der NPD im Freistaat. Toter Mann scheint keine Untertreibung zu sein. Erst kürzlich äußerte sich ein ehemaliger Angestellter der NPD Bayern, bis auf wenige Flecken in Franken, seien selbst die Bezirke tot.

Eine
ehrliche Analyse der NPD Bayern dürfte in etwa so ablaufen, die das Briefing Generalfeldmarschalls von Rundstedt zu Beginn des bekannten Films „Die Brücke von Arnheim“ und könnte folgendermaßen lauten:
- Politischer Aschermittwoch: ausgefallen,
- NPD-Bayerntag: ausgefallen,
- funktionierende Basis: kaum vorhanden,
- Jugend- und Frauenorganisation: de facto nicht vorhanden.
Aktivitäten spielen sich meist nur in den sozialen Netzwerken ab. Auf der Straße ist die Partei nur zu solchen Mini-Aktionen wie in Freising in der Lage oder zu Drohungen. So kündigte die NPD an, die Rad-Tour von SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher stören zu wollen, die am Montag beginnt. Besonders abgesehen haben es die Rassisten auf die erste Station, bei der der SPD-Politiker ein Heim für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Wasserburg am Inn ansteuert. Ob es der NPD wirklich gelingt, sich hier bemerkbar zu machen, ist fraglich. Solidarität und Unterstützung haben sich die Flüchtlinge auch angesichts der momentanen Kampagne der CSU zu diesem Thema allemal verdient.