Pegida NürnbergNur 80 Teilnehmer beim „Neustart“ von Pegida Nürnberg

Polizei unterstützt die Gauck-Aussage. Vorne das dunkle, hinten das helle Deutschland ;-)

Wieder nicht „das Volk“ versammeln konnte der mittelfränkische Ableger der islamfeindlichen Pegida-Bewegung. Auch zur ersten Veranstaltung nach der Sommerpause kamen deutlich weniger als hundert Teilnehmer. Die Inhalte waren erneut bezeichnend. Mehrere hundert Gegendemonstranten protestierten gegen die Islamfeinde.

Mit einer stationären Kundgebung am zentralen Jakobsplatz kam Pegida Nürnberg aus der Sommerpause. Der Kundgebungsort zwischen den beiden Kirchen war den Organisatoren um Gernot Tegetmeyer, Generalsekretär der islamfeindlichen Kleinstpartei Die Freiheit (DF), offenbar so wichtig, dass sie dafür selbst auf eine mögliche Rede von Lutz Bachmann verzichtet hatten. Wie Tegetmeyer erklärte, hätte der Dresdner Kopf nur Ende September Zeit gehabt und dort wäre der Platz nicht frei gewesen bzw. von der Stadt genehmigt worden. Zu den organisatorischen Hinweisen gehörte wie immer das Verbot, Flyer zu verteilen. Besonders erwähnte der DF-Funktionär hier die Parteien NPD und Die Rechte. Es blieb die einzig halbherzige Abgrenzung gegenüber dem Rechtsextremismus.
Halbherzig deshalb, weil es die Administratoren unter der Woche nicht gehindert hatte, eine Meldung des „DortmundEcho“, dem Portal der Dortmunder Rechten, zu teilen.

Ganz weit rechts holte der gebürtige Österreicher Tegetmeyer auch an anderer Stelle aus. Zunächst empörte er sich darüber, was den Muslimen einfalle, ihren Tag der offenen Moschee ausgerechnet am Tag der deutschen Einheit zu feiern. Das führte ihn ohne Not zur Ansicht, dass zur eigentlichen Einheit noch Gebiete fehlen würden. Diese wären bei den Verhandlungen 1989 verschenkt worden, obwohl sie eigentlich „uns“ gehören würden, so Tegetmeyer dann aber auch leicht resignierend, weil das nun auch schon wieder 25 Jahre her sei.

Pegida gezählt während der Rede von Stürzenberger. Die Polizei sprach von 90, Pegida selbst von über 100 Teilnehmern

Widersprüchlich und alles andere als christlich

Die Versammlung zwischen den beiden Kirchen hielten die selbsternannten Verteidiger der christlich-abendländischen Kultur auch nicht zu sonderlich christlichen Inhalten an. Der erste Redner, ein „Christoph“, kommentierte die vielfach im Land gezeigte Hilfsbereitschaft mit, wer Mitleid zeige, handle ohne gesunden Menschenverstand. Tegetmeyer sprach sich gegen den Familiennachzug aus. Auch von der Position im ersten Pegida-Thesenpapier, die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen sei Menschenpflicht, blieb an dem Abend nicht mehr übrig. Es zeigte sich erneut, dass diese in der Defensive erhobene Position für die Bewegung keinerlei Rolle spielte und spielt. Syrer werden schnell mal zu Wirtschaftsflüchtlingen erklärt, wenn sie auf der Flucht mehr als eine Grenze überqueren oder als „Feiglinge“ bezeichnet, die eigentlich um „ihr Land“ kämpfen sollten. Andere Redner wollten nur Christen aufnehmen. Es wird deutlich, dass Pegida nie verlegen ist, die Zahl der hilfsbedürftigen Menschen kleinzurechnen, wenn es um die Umsetzung der selbst ausgestellten Forderungen ginge.

Video: sehenswertes Interview mit dem Religionswissenschaftler Reza Aslan zur Übertragung von Entwicklungen in einigen islamischen Ländern auf die Religion insgesamt

Stürzenberger legt Fundament für Nennung im Verfassungsschutzbericht

Nach „Edwin Utrecht“, DF-Aktivistin Nicola Nowak und einigen „Pegida Nürnberg Eigengewächsen“ trat als letztes Michael Stürzenberger ans Mikrofon. Obwohl er sich demnächst in Graz vor Gericht für ähnliche Thesen verantworten muss, blieb er bei seiner Gleichsetzung von Islam und Islamismus. Wieder sah er in jedem zuwandernden oder nach Deutschland flüchtenden Muslim eine potentielle
Gefahr. Sie kämen mit dem Befehl hierher, alles kaputt zu machen, so Stürzenberger wörtlich. Wieder übertrug er unbestreitbare zivilisatorische Mängel in Ländern mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit auf die Gesamtheit der Gläubigen. Wieder machte er Raub und Mord zur zentralen Botschaft des Korans, der gegenwärtige Flüchtlingsstrom sei Ergebnis „islamischer Kriege“. Die großzügige Übernahme von Flüchtlingen aus Ungarn bezeichnete er als „Hochverrat am deutschen Volke“. In der französischen Politikerin Marie Le Pen sah er eine Frau, die die Zukunft Deutschlands [sic!] gestalten wird.

Lobende Worte fand er auch für die seit wenigen Tagen in Syrien eingreifenden russischen Soldaten, die auch aus anderem Holz als die momentanen Soldaten der Bundeswehr geschnitzt seien. Sie würden den Assad-Stadt „entislamifizieren“.

Gegen den Aufmarsch protestierten am nahen Weißen Turm wieder mehrere hundert Menschen. Die Polizei sprach von 300, die Veranstalter vom etwa 500 Teilnehmern, die sich Pegida in den Weg stellten. Mit Blick auf die nächsten Veranstaltungen kündigte Tegetmeyer an, gegenüber der Stadt wieder auf längere Demonstrationsrouten bestehen zu wollen.