München, Bayreuth, Deggendorf – Konfetti und Luftschlangen für Wuttke und die Rechte

Faschingstypisch reagierten am Samstag etwa 100 Gegendemonstranten auf eine Kundgebung der neonazistischen Kleinstpartei Die Rechte nahe des Münchner Rathauses. Auf zwei Demonstrationen aus der Community der Russlanddeutschen heraus in Bayreuth und Deggendorf sprachen bekannte Rechtsextremisten.
Groß aufgefahren war die Partei Die Rechte am Samstag in der Münchner Innenstadt, allerdings nur, was die Wahl des Lautsprecherfahrzeugs betraf. Mit einem Mercedes 220 E-Klasse einer Hamburger Autovermietung waren Philipp Hasselbach & Co. vorgefahren. Das weitere Setting war dann weniger prachtvoll. Die insgesamt 16 Neonazis hatten für ihre Zwecke nur ein kleines abgesperrtes Areal am Marienhof unweit des Münchner Rathauses für sich und einen einzelnen, auf dem Dach abgelegten Laufsprecher. Etwa 100 Gegendemonstranten nahmen der Versammlung jede größere Auswirkung in der doch stark frequentierten Münchner Innenstadt.
Mit Konfetti und Luftschlagen reagierten sie auf ihre Weise auf die wie üblich kruden Inhalte der beiden Hauptredner. Die Polizei schritt nur ein, wenn es die Protestierenden zu bunt mit den Neonazis trieben und direkt von der Absperrung aus die extrem rechten Akteure ins Lächerliche zogen. Sichtlich genervt, versuchte Versammlungsleiterin Victoria Grasser handgreiflich, weiteres Konfettiwerfen zu unterbinden.
Hasselbach: Nein zur AfD, ja zu Pegida
Auf der Seite der Kleinstpartei kamen mit dem Landesvorsitzenden Hasselbach und dem Multi-Aktivisten Roland Wuttke zwei ausgemachte Neonazis zu Wort. Die anderen Anwesenden hielten Banner in den sonnigen Münchner Tag. Eine Teilnehmerin erschien mit einer Pappmaske von Angela Merkel und in eine angedeutete Zwangsjacke gehüllt. Die Kreisvorsitzende der Münchner NPD, Renate Werlberger, komplettierte verspätet das Teilnehmerfeld auf Seiten der Rechten.
Wuttke sprach wie eigentlich immer über seine Sicht der Weltpolitik. Hasselbach, der wieder kein Rechtsextremist sein wollte, empfahl den Anwesenden, sich nicht der AfD, sondern den montäglichen Veranstaltungen von Pegida zuzuwenden. Auch die Rechte wolle nun wieder mit einem Kundgebungsmarathon auf die Straße gehen. Für seine Inhalte wollte er martialisch auch mit seinem Blut einstehen. Nach Ende der Veranstaltung ließ er sich von der Polizei den Weg für den Mercedes freiblocken. Die anderen Anhänger folgten zu Fuß.
Der gelobte Pegida-Ableger verzichtete am alles im allen gefloppten europäischen Aktionstag der „Bewegung“ auf die eigene Kundgebung. Schon am Donnerstag ließen die Akteure um Heinz Meyer und Birgit Weißmann die eigentlich angemeldete Veranstaltung sausen. Zum „Spaziergang“ am Montag kamen nach Angaben des Münchner Merkurs, der sich auf die Polizei beruft, nur 80 Teilnehmer. Beobachter vor Ort gingen dagegen von bis zu 150 Anhängern aus, was in beiden Fällen einen deutlichen Rückgang bedeuten würde. Gegendemonstranten blockierten den Aufgang zur Feldherrnhalle, was bei den anwesenden Neonazis zu Verstimmungen führte.

Richter und Steinleiter reden auf „Russen“-Demos
Am Samstag kam es in der Bayreuther Innenstadt zu einer Kundgebung aus der Bevölkerungsgruppe der Russlanddeutschen. Aufhänger war, wie in anderen Fällen, die Sicherheitslage im Land nach den Vorfällen von Köln und das
erhöhte Unsicherheitsgefühl, das ausschließlich Flüchtlingen angelastet wird. 50 Personen nahmen teil. Unter den Redner befand sich der Münchner Stadtrat der „Bürgerinitiative Ausländerstopp“ und frühere Vorsitzende der bayerischen NPD, Karl Richter. Laut Berichten wurde auch für die nächste Kundgebung in Nürnberg, die für den 14. Februar geplant ist, geworben. Auf privat geposteten Fotos sind auch die gleichen gelben Luftballons mit Smiley zu sehen, wie sie schon bei den Versammlungen in Regensburg und Nürnberg zu sehen waren. Anmelderin war eine politisch noch nicht in Erscheinung getretene Frau, die die Versammlung privat organisiert haben und nur über Handzettel bewerben wollte. Ordner reagierten teilweise aggressiv auf Trillerpfeifen und die „Nazis raus“-Rufe, die gegenüber Karl Richter angestimmt worden sein sollen.
In Deggendorf floppte dagegen die Versammlung, die von Walter Seewald (Selbstbezeichnung: Wjatscheslaw Seewald) angemeldet worden war, der schon früher mit Verschwörungstheorien aufgefallen war. Die Passauer Neue Presse bezeichnete seine Ausführungen als „wirr“. Statt der gegenüber den Behörden prognostizierten 1.000 bis 1.500 Teilnehmer kamen etwa 100 Personen. Ein Drittel davon sollen laut Zeitung eindeutig Rechtsextremisten gewesen sein. Fotos belegen die Anwesenheit von Walter Strohmeier, knasterfahrener Stützpunktleiter Ostbayerns der Kleinstpartei Der Dritte Weg sowie weiterer Anhänger der Organisation. Am offenen Mikro kam laut Passauer Neue Presse auch der NPD-Bezirksvorsitzende von Niederbayern, Alfred Steinleitner zu Wort.
In Regensburg lief am Freitagabend eine Diskussionsveranstaltung um eine zukünftige Gemeinschaftsunterkunft aus dem Ruder. Grund war hier vor allem das mangelhafte Diskussionsverhalten der anwesenden „besorgten Bürger“, darunter auch wieder einige Russlanddeutsche. Eine Unterschriftenliste wurde übergeben, zudem wurde mit einer Demonstration gedroht. Zu der Stimmungslage der zugewanderten Russlanddeutschen führte Regensburg Digital ein lesenswertes Interview mit der Integrationsbeauftragten des Landkreises Regensburg, die selbst vor einigen Jahren zugewandert ist.