NPD-nahe Initiative "Schweinfurt wehrt sich"Bad Kissingen: Rechter Spuk nach einer Stunde beendet

Monique Schober von "Schweinfurt wehrt sich" - jetzt "Franken wehrt sich"

Kurz, nass und schmerzvoll für die Ohren war die Kundgebung der NPD-nahen Gruppierung „Schweinfurt wehrt sich“ am Samstag im unterfränkischen Bad Kissingen. Dort wo andere Urlaub und Reha machen, verbreiteten einschlägig bekannte Redner ihre üblichen Parolen. Die Gruppe sieht sich nach der Veranstaltung nun für ganz Franken zuständig.

Nach Kundgebungen in Schweinfurt, immer mit einschlägig bekannten Rednern aus der rechtsextremen Ecke, zog es die Initiative „Schweinfurt wehrt sich“ um Monique Schober in den nördlich gelegenen Kurort. Das Motto „Wir lieben Bad Kissingen“ wurde von den Einheimischen als besondere Provokation empfunden. Trotz Werbung blieb der Zuspruch zur rechtsextremen Veranstaltung gering, was sowohl die lokale als auch überregionale Beteiligung anging. Zum Abzählen der Kissinger Gesichter, die sich Schober anschlossen, brauche man keine ganz Hand, schrieb die lokale Main-Post. 40 bis 50 Teilnehmer setzten sich den nasskalten Witterungsbedingungen aus. Das einzige Banner trug eine Aufschrift aus dem Saale-Orla-Kreis im Südosten Thüringens. Ebenfalls aus Thüringen dürfte ein Teilnehmer stammen, der die Fahne der mit Holocaustleugner durchsetzten Organisation „Europäische Aktion“ mit sich führte, die ebenfalls im benachbarten Bundesland über Strukturen verfügt.

Mit Thälmann für Nationalismus und deutsches Blut

Um Bad Kissingen ging es lediglich am Rande. Nur Monique Schober sprach kurz über den Ort, dann war ihre Rede auch schon wieder vorbei. Die weiteren Redner, Dan Eising, Kader der Partei Die Rechte und David Köckert, Thügida-Aktivist und NPD-Stadtrat in Greiz, hielten allgemeine Reden. Eising wiederholte sogar seine Rede vom vergangenen Wochenende. So musste wieder das lange zurückliegende Beispiel mit dem toten Kind in Sebnitz herhalten. Köckert gefiel sich in möglichst harschen Beleidigungen der anwesenden Gegendemonstranten. Auch seine Zuhörer ließen sich zu Wortgefechten hinreißen.

Teilnehmerin sucht den Disput mit Gegendemonstranten

Immer beliebter scheint in der rechten Szene zu werden, angenommene oder tatsächliche „Ikonen“ der Linken als Kronzeugen für eine rassistische oder nationalistische Politik zu nutzen. Köckert bediente sich beim KPD-Politiker Ernst Thälmann und einem Zitat aus der Haft in Bautzen von 1944. Der kurze Zeit danach ermordete ehemalige Gegenkandidat Hitlers wird in der progressiven Linken kritisch gesehen. Vor einigen Wochen hatte Pegida München einige entsprechende Zitate verbreitet.

Nach nur etwa einer Stunde und längeren Passagen, in denen nur Musik eingespielt wurde, endete die Veranstaltung kurz nach 16 Uhr mit allen drei Strophen, auch den verpönten, des Deutschlandliedes.

Mehr los war hingegen bei den beiden Gegenveranstaltungen. Vor dem Landratsamt fanden sich etwa 250 Teilnehmer ein. Dort hatte ein Bündnis aus vielen Organisationen, Gewerkschaften und den Parteien von Linke bis CSU zum Protest aufgerufen. Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) fand entsprechende Worte. „Ihr am Theaterplatz seid nur geduldet», zitiert ihn infranken.de. Die Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmer bezeichnete Pegida und AfD als den “bürgerlichen Arm der Nationalsozialisten“.

Spontan und direkt vor Ort am Theaterplatz, dem Ort
der rechten Veranstaltung, protestierten auch bis zu 200 Personen. Schober, die Flyer schon mal über die NPD-Zentrale in Berlin verantworten lässt, sieht sich nun offenbar dazu berufen, häufiger außerhalb Schweinfurts aktiv zu werden. Seit kurzem heißt die Seite nun „Franken wehrt sich“.