Russlanddeutsche BI in Nürnberg – Bürgerinitiative „Sichere Heimat“ weiter auf rechten Abwegen

Mit nur etwa 70 Teilnehmern führte die von Russlanddeutschen geführte Nürnberger Bürgerinitiative gestern eine weitere Veranstaltung in Nürnberg durch. Verschleiert wurde dabei der Auftritt des Parteivorsitzenden der Partei Die Einheit. Ein Redner zitierte den NS-Kulturpolitiker Kurt Eggers. Einige bekannte Neonazis nahmen wie gewohnt teil.
Ziemlich verloren wirkte das Häuflein von in der Spitze 70 Demonstrationsteilnehmern auf dem groß abgesperrten Jakobsplatz in der Nürnberger Innenstadt. Elena Roon, die Sprecherin der Bürgerinitiative (BI) „Sichere Heimat“, schob den bisher geringsten Zuspruch auf den gewählten Termin. Viele Anhänger hätten wohl zu lange gefeiert und kämen zur um 14 Uhr angesetzten Veranstaltung noch nicht aus dem Bett, so ihre Erklärung. Deshalb soll die nächste Kundgebung am 23. April an einem Samstag stattfinden, damit die Unterstützer danach feiern gehen könnten, so ihre Hoffnung.
In den Bereich „Durchhalteparolen“ dürften auch die angeblichen Erfolge fallen, die sich die BI selbst zurechnet. So seien wegen ihrer Aktivitäten und nicht etwa wegen zurückgehender Flüchtlingszahlen keine Turnhallen mehr mit Flüchtlingen belegt. Vorher wären es fast alle gewesen, so Roon öffentlich und gegenüber dem russischen Sender RT.
Stimmung kam unter den wenigen Anhängern nur bei „Merkel muss weg“-Parolen auf und bei der Beschimpfung der anwesenden Gegendemonstranten. Mehrfach wurde das Gerücht, diese seien bezahlt, verbreitet. Gegen Ende wirkten die Reden wie eine Aneinanderreihung von herabwürdigenden Bezeichnungen, die darin gipfelten, die Opponenten in Viehwaggons am liebsten gen Syrien schicken zu wollen.

Versteckter Parteivorsitzender und ein NS-Zitat
Die Reden kamen von schon von früheren Versammlungen bekannten Aktivisten der BI und einigen neuen Rednern. Bis auf den einen „besorgten Franken“ waren alle der Sprache nach osteuropäischer Herkunft. Bei dem Redner aus Köln, der sonst nicht weiter vorgestellt wurde, handelte es sich um den Bundesvorsitzenden der Partei Die Einheit, Dimitri Rempel. Auch etliche lokale Aktivisten der BI sollen nach Recherchen der Bayerischen Rundfunks dort ihre politische Heimat haben. Eine parteipolitische Verbindung wurde auch am Sonntag wieder abgestritten. Die Partei setzt sich in ihrem Grundsatzprogramm für die bessere Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen und für eine Migrantenquote im öffentlichen Dienst ein. Im Bereich Sicherheit und Justiz setzt sie vor allem auf Repression und möchte Spielhallen schließen, Mörder, Pädophile und Rückfalltäter härter und Kinder früher bestrafen.
Ganz und gar nicht versteckt wurde ein Zitat aus dem Werk „Vom mutigen Leben und tapferen Sterben“ des nationalsozialistischen Kulturpolitikers Kurt Eggers, der als Kompaniechef einer SS-Panzerdivision 1943 in Russland ums Leben kam. Es wurde wie selbstverständlich von einem Redner sauber zitiert und neben Aussagen von Goethe und Ezra Pound gestellt. Beendet wurde die Rede mit dem Gedicht «Fichte an die Deutschen» des rechten Dichters Albert Matthai.
Es verdeutlichte erneut, wie wenig Berührungsängste bei der BI mit ganz rechts außen bestehen. Ohne Probleme teilnehmen konnten die beiden bekannten Aktivisten der Neonazi-Partei Die Rechte, Dan Eising und Rainer Biller. Eising begrüßte demonstrativ einige Ordner mit Handschlag. Biller verbrachte die
Kundgebung zusammen mit einem von der Rechten bekannten Pärchen und führte wieder einige Gespräche.
Die Gruppierung will laut Ankündigung weiter Kontakte zu „patriotischen Gruppen“ knüpfen. Schon bisher wirkte sie wie ein Bindeglied zwischen AfD, Pegida Nürnberg und der Partei Die Rechte. Auch Veranstaltungen in anderen Städten seien nicht ausgeschlossen, so eine Verlautbarung am Sonntag.