Neonazis gegen FlüchtlingeGroßer Widerstand gegen den Dritten Weg auch im Bayerischen Wald

Der Dritte Weg in Viechtach - dahiner der große Gegenprotest

Der „Stützpunkt Ostbayern“ der neonazistischen Partei Der Dritte Weg hielt erneut eine Kundgebung im niederbayerischen Landkreis Regen ab. Auch in Viechtach ging es um das Thema Asyl. Über den erneut großen Widerstand der rund 350 Gegendemonstranten war Neonazi Walter Strohmeier sichtlich ungehalten.

Eigentlich demonstriert die neonazistische Kameradschaftsszene in Bayern nicht mehr so häufig wie zu Zeiten des mittlerweile verbotenen Freien Netz Süd. Nächtliche Verteilung von Anti-Asyl-Flugblättern in die Briefkästen und die Störung von öffentlichen Informationsveranstaltungen sind mit Blick auf die Homepage der Neonazi-Partei Der Dritte Weg die Haupttätigkeiten der „Stützpunkte“ in Bayern. Demonstriert wird in den Bundesländern, in denen sich die Szene noch ausbreiten will. Auch im Landtagswahlkampf in Rheinland-Pfalz, der der Partei enttäuschende 0,1% einbrachte, stellten bayerische Aktivisten einen signifikanten Anteil der Teilnehmer an Aktionen.

Mit der November-Demo in Wunsiedel, einer weiteren Demo rund um den Jahrestag der Angriffe auf Dresden und der großen Mai-Demo samt Mobi-Aktionen wie letzter Woche, wird der „Kampf um die Straße“ eher auf Sparflamme betrieben. Die Münchner Neonazis haben mit den montäglichen Pegida-Demos ein Ersatzbetätigungsfeld gefunden und Kontakte in ein eher bürgerliches Umfeld geknüpft.
Eine Ausnahme bildet der Stützpunkt Ostbayern. Stützpunktleiter Walter Strohmeier ruft deutlich häufiger als die anderen „Kameraden“ zu öffentlichen Aktionen auf. „Beliebt“ sind dabei besonders Deggendorf und neuerdings kleinere Städte und Gemeinden im Bayerischen Wald. Mitte März ging es nach Arnbruck, am Freitagabend nach Viechtach. Anlass war laut mittlerweile veröffentlichten Bericht der Partei angeblich eine Protestaktion vor Ort untergebrachter Flüchtlinge.

Offene Sympathie für Neonazis vor allen Augen

Sollte es innerhalb der Neonazi-Partei Der Dritte Weg Diskussionen geben, wo die eigenen Ressourcen sinnvoll eingesetzt werden können, kann Strohmeier durchaus einige Argumente vorbringen. In Arnbruck gesellten sich laut einem Bericht bei aida zu den 60 Anhängern noch etwa 20 Schaulustige, vor allem junge Männer, und zogen zusammen etwa mit dem Rechtsterroristen Karl-Heinz Statzberger durch den Ort. In Viechtach bildete sich um die etwa 25 Personen, die sich nach und nach auf dem Marktplatz zum Rednerpult gesellten, eine weitere Gruppe an Zuhörern, die in den Reden teilweise Sympathie für die Inhalte zeigten und auch keine Scheu an den Tag legten, das eventuell vor den Augen von Nachbarn und Arbeitskollegen zur Schau zu stellen. Natürlich befanden sich unter dem „Publikum“ auch Anhänger und Personen, die früher schon an Aufmärschen teilgenommen hatten. Auch der Komplize, der zusammen mit Strohmeier vor einigen Jahren auf einen Mann eingeschlagen hatte, was zu einer längeren Haft für den Kader der Neonazi-Partei führte, soll unter den Zuhörern gewesen sein.

DIIIW Viechtach 2016-04-15 mit Barbara gegen Neonazis

Großer Gegenprotest stört Neonazis sichtlich

Dass den Neonazis zumindest auf der einen Seite des Marktplatzes akustisch der Garaus gemacht wurde, wie es das Magazin DHogn beschrieb, lag an etwa 350 Gegendemonstranten rund um den Viechtacher Bürgermeister Franz Wittmann. Unterstützung bekam er von seiner Teisnacher Amtskollegin Rita Röhrl, die im März die Neonazis in ihrer Gemeinde hatte. Auch Landrat
Michael Adam beobachtete die Kundgebung. Der Andrang, möglichst nah und dann auch möglichst laut an der rechten Kundgebung dran zu sein, war so groß, dass die Polizei einen Korridor zwischen beiden Parteien partiell aufgeben musste. Strohmeier machte das zum Thema und sprach davon, es wären Absperrungen niedergerissen worden. Auch über andere Aspekte war er immer wieder ungehalten, schnappte sich das Mikro oder redete auf die Polizei ein. Seine Anhänger brachten die Kundgebung eher lustlos, ohne großen Enthusiasmus hinter sich und standen mehr oder minder ungeordnet in der Gegend herum.

In den Gegenprotest reihten sich auch noch die Kirchen ein und ließen die Glocken läuten und auch der Viechtacher Spielmannszug wollte da nicht abseits stehen.
Neben Strohmeier kamen noch zwei weitere Redner auf Seiten der Neonazis zu Wort. Die Polizei sprach von einem friedlichen Verlauf. Einen Versammlungsteilnehmer wird eine verbotene Parole zur Last gelegt, einem anderen eine beleidigende Aufschrift auf einem Pullover. Nach Beendigung beider Versammlungen gab es noch für kurze Zeit eine Frontstellung am Marktplatz. Bürgermeister Wittmann versuchte beiden Gruppen gut zuzureden, bis sie sich schließlich auflösten und zum gemütlichen Teil des Abends übergingen. Das dürfte der Vorteil an einer Kundgebung an einem Freitagabend sein.