FNS-Kader an der SpitzeNeonazi-Partei Der Dritte Weg baut Strukturen im Süden aus

Kai Zimmermann und Matthias Bauernfeind

Wie die extrem rechte Partei heute auf ihrer Internetseite verkündet, sei Anfang Juni ein „Gebietsverband Süd“ gegründet worden, der die „Stützpunkte“ in Bayern und Baden-Württemberg zusammenfasse. An der Spitze stehen noch aus den Zeiten des verbotenen Freien Netz Süd bekannte Kader.

Bayern war und ist das Mutterland der neonazistischen Kleinstpartei der Dritte Weg. Obwohl in Heidelberg gegründet, wuchs die Organisation zunächst im Freistaat und quasi von selbst, als Anhänger des Kameradschaftsnetzwerkes Freies Netz Süd im Herbst und Winter 2013 unter dem Label der neuen Partei ihre Aktivitäten fortsetzten. Fünf der sechs „Stützpunkte“ wurden vor dem Verbot des FNS in Bayern etabliert, danach kam mit „Mainfranken“ nur noch ein weiterer hinzu. Aktivitäten gibt es bayernweit.

Der Gebietsverband Süd fasst nun, wie in der Satzung vorgesehen, die „Stützpunkte“ in Bayern und in Baden-Württemberg zusammen. Im „Ländle“ ist momentan nur die Untergliederung „Württemberg“ bekannt. Aktivitäten finden hier laut Website vor allem in den Regionen Villingen-Schwenningen und Göppingen statt. Zu den mittlerweile verbotenen „Autonomen Nationalisten Göppingen“ gab es schon zu Zeiten des Freien Netz Süd gute Verbindungen. Bei der Gründung war mit Martin Bissinger der „Stützpunktleiter“ aus Schwaben anwesend.

Die bayerischen „Kameraden“ dominieren entsprechend der ungleichen Verteilung der „Stützpunkte“ den Gebietsverband. An der Spitze steht laut Meldung der Fürther Kader Kai Zimmermann, zweiter Vorsitzender ist Matthias Bauernfeind aus Mainfranken. Sie werden unterstützt von vier nicht namentlich genannten Beisitzern aus Ostbayern, Württemberg und Fürth. Den inhaltlichen Teil einer Anschlussveranstaltung bestimmte die Beschäftigung mit der NS-Ikone Albert Leo Schlageter. Das Treffen soll im nördlichen Württemberg stattgefunden haben.

Personelle Kontinuitäten

Zimmermann war im Freien Netz Süd aktiv und galt im Raum Fürth lange als möglicher Nachfolger des nach Brandenburg verzogenen Matthias Fischer, der dort den Gebietsverband Mitte leitet. Während einer Haftzeit Fischers soll er nach einem Bericht des Bayerischen Rundfunks bereits dessen Platz in der strengen Hierarchie des FNS eingenommen haben. Auch Zimmermann hat schon mindestens einen Gefängnisaufenthalt hinter sich.

Matthias Bauernfeind gilt als bestimmende Figur der neonazistischen Szene in Unterfranken. Bei den Großveranstaltungen in Wunsiedel und am 1. Mai beschränkt er sich meist auf die Rolle des Trommlers. Kurze Zeit stand er an der Spitze des NPD-Bezirksverbandes Unterfranken und trat 2012 zusammen mit anderen Kadern, die vorher in beiden Strukturen aktiv waren, aus der Partei aus. Den FNSlern galt die momentan von einem Verbot bedrohte Partei als nicht radikal genug.

Zu den Aufgaben des Gebietsverbandes bzw. dessen Mitgliederversammlung gehört laut Satzung die Aufstellung der Listen für Landtags- und Bundestagswahlen. Die nun erfolgte Gründung könnte ein Schritt in Richtung weiterer Wahlantritte sein. Zwingend ist er eigentlich nicht. In Ermangelung eines Gebietsverbandes West stellte in Rheinland-Pfalz eine Mitgliederversammlung die Kandidaten für die bislang einzige Bewerbung um Wählerstimmen auf. Sie endete bekanntlich bei 0,1 Prozent. Mitglieder aus einem Bundesland über die Landtagskandidaten eines anderen mitentscheiden zu lassen, dürfte allerdings eine recht einmalige Konstruktion sein.

Organisatorisch braucht der Dritte Weg übergeordnete Verbände nicht. Ruft ein bayerischer „
Stützpunkt“ zu einer Veranstaltung auf, erfolgt die interne Mobilisierung meist im ganzen Freistaat.