Blockade eines Stück Bürgersteigs – Identitäre Randnotiz während München trauert

Etwa 70 Anhänger der Identitären Bewegung versammelten sich am Sonntag vor der Staatskanzlei in München. Ihr Protest stand buchstäblich im Schatten des Endes der Trauerwoche nach den Gewalttaten der jüngsten Zeit.
Der Ort war bedeutungsschwanger, das Ergebnis mager. Die Identitäre Bewegung hatte zu einer Kundgebung direkt vor der Staatskanzlei aufgerufen, dem Amtssitz des Ministerpräsidenten. Später am Tag fand die ausgerufene Trauerwoche mit einem ökumenischen Gottesdienst und einem Gedenkakt im Landtag, an dem auch Kanzlerin Merkel und Bundespräsident Gauck teilnahmen, ihren offiziellen Abschluss.
Bekommen hat die sich als Jugendbewegung gebende Organisation für ihre Veranstaltung „Integration ist eine Lüge – Remigration“ ein von Bäumen beschattetes Stück Bürgersteig gegenüber des Regierungssitzes ohne Außenwirkung. Eine Kolonne Bierbikes musste das Hindernis umschiffen. Ohne anwesende Polizei wäre die Veranstaltung wohl auch vorbeifahrenden Autofahrern kaum aufgefallen.

Aus mehreren Bundesländern mussten die Anhänger anreisen, um die Absperrung zu füllen. Vertreten waren neben bayerischen Rechten auch Identitäre aus Baden-Württemberg und Norddeutschland. Durch die Veranstaltung führte Daniel Fiß, ehemals Schulungsleiter der NPD-Jugend. Die Seite der Identitären Bewegung weist den Studenten der Universität Rostock zudem als „Projektleiter Kontrakultur MV“ aus.
Und #AfD -Funktionär Martin Simon nahm auch an der Kundgebung der #IB in #München teil. https://t.co/xEhRlqqMqE
— Robert Andreasch (@robertandreasch) 31. Juli 2016
Inhaltlich verwahrte sich der Sprecher der Identitären aus Bayern, Sebastian Zeilinger, gegen die Beobachtung durch den Verfassungsschutz und den Vorwurf, rassistisch zu sein. Seine Bewegung wolle keinen anderen Staat und kein anderes System, obwohl in den Reden und Sprechchören immer wieder martialisch von „Reconquista“ die Rede war und deutlich wurde, dass eine deutlich andere Zusammensetzung der Gesellschaft das Ziel sei, für Muslime sei dort kein Platz. Die Aktionen der IB, die vor allem in Österreich zu zahlreichen Skandalen führten, bezeichnete Zeilinger als „stets gewaltfrei“ und notwendig.
Auch der zweite Redner, ein nicht namentlich vorgestellter Aktivist aus München, bemühte sich um möglichst martialische Worte. Das „eindrucksvolle Zeichen“, das während der Veranstaltung immer wieder von den Rednern beschworen wurde, blieb so aus. Etwa 50 Gegendemonstranten protestierten rund um die Absperrung. Nach etwa einer Stunde endete die Veranstaltung und die Teilnehmer tauschten Bürgersteig gegen U-Bahnhof, zu dem sie die Polizei gemeinsam brachte.