Byebye bürgerliche Fassade – München: Pegida-Chef unter Neonazis

Ein Protestcamp von Flüchtlingen zog am Samstag Kundgebungen der extrem rechten Parteien NPD, Die Rechte und Der Dritte Weg an. Eine Abordnung von Pegida München um Organisator Heinz Meyer beteiligte sich offen an der Veranstaltung der Neonazis.
Das dürfte es nun endgültig gewesen sein mit der bürgerlichen Fassade. Nachdem zuletzt mit Dan Eising und Karl Richter schon zwei bekannte Neonazis als Redner auftreten durften, erfolgte gestern ein weiteres Bekenntnis zur extremen Rechten durch Pegida München: Heinz Meyer nahm an einer Veranstaltung der Neonazi-Partei Der Dritte Weg teil.
Er kam auch nicht alleine. Mit dabei waren mehrere Personen aus dem engeren Kreis, darunter Helfer Rolf H., der zuletzt trotz 32 Eintragungen im Bundeszentralregister für einen Kopfstoß gegen einen Journalisten noch ein Mal mit einer Bewährungsstrafe davongekommen war. Oder auch eine frühere Aktivistin aus dem Umfeld von Michael Stürzenberger, die aktuell für Meyer & Co. meist die Spendenbüchse herumgehen lässt sowie der Fotograf Roland H., der laut dem Münchner aida-Archiv auch für das rechte Spektrum von PI NEWS und Junge Freiheit Bilder liefern soll.

Die Reden kamen unter anderem vom verurteilten Schläger Walter Strohmeier, Leiter des Stützpunktes „Ostbayern“ und dem verurteilten Rechtsterroristen Karl Heinz Statzberger. Inhaltlich ging es um eine Abgrenzung der heutigen Flüchtlinge von den deutschen Vertriebenen Ende des Zweiten Weltkrieges. Vor Kurzem hatte die Partei ein Aktionswochenende zu dem Thema durchgeführt und mit einer Karte „Verzicht ist Verrat“ sowohl ihre Blut- und Boden-Ideologie als auch ihre großdeutschen Ambitionen unterstrichen.

Um die völkische Sichtweise ging es auch in den Ausführungen Statzbergers. Zuckerbrot sind hier Forderungen nach angeblichen Hilfen „vor Ort“, die Peitsche dann rigide Vertreibungspolitik von allem was als „fremd“ ausgemacht wird. Auf einem mitgeführten Schild wurde zudem „Solidarität mit Bautzen“ gefordert.
Eingepfercht und übertönt
Die Veranstaltung des Dritten Wegs war die dritte an dem Tag in der Nähe eines Protestcamps von Flüchtlingen, die seit fast zwei Wochen am Sendlinger Tor für ein Bleiberecht demonstrieren. Den Anfang machte am Samstag die Partei Die Rechte um ihren Landesvorsitzenden Philipp Hasselbach und dem Nürnberger Kreisvorsitzenden Rainer Biller, die sich auf einer wenig beachteten Kundgebungstour befanden. Auf einer abgelegenen Stelle des weiträumigen Platzes durfte dann die NPD um die Münchner Kreisvorsitzende Renate Werlberger fortfahren. Auch diese Kundgebung war durch Gegendemonstranten und Polizei ziemlich eingeengt.

Ähnlich, wenn auch mit mehr Platz, erging es den Neonazis vom Dritten Weg. Auch ihnen stand nur ein kleiner „Käfig“ zur Verfügung. Rundherum sammelten sich ebenfalls viele Gegendemonstranten und das trotz der parallelen Proteste gegen TTIP und CETA. Die Veranstaltung begann mit über einer Stunde Verspätung, wofür die Neonazis rigide Kontrollen verantwortlich machten. Für Unmut sorgte auf Seiten Strohmeiers auch die Beschränkung der Lautstärke, die für ihn einem angeblichen „Maulkorb“ gleichkam.
Weniger genau nahmen dann Beamte einen Vorfall zu Beginn. Einer der ersten anreisenden Teilnehmer, ein Neonazi aus Ostbayern, schlug auf dem Weg in die Absperrung in Richtung eines Fotografen. Die anwesende Polizei sanktionierte dies nicht und brachte ihn – als sei nichts gewesen – in den abgesperrten Bereich.
Am Montag will Pegida München eine eigene Veranstaltung am Sendlinger Tor durchführen.