III.Weg / Pegida NürnbergBlockade und Routenänderung: Fürther stemmten Widerstand gegen rechte Aufmärsche

Ein einsamer Blockierer blieb hier zurück, der Rest war schon zur nächsten Blockade weitergezogen

Am Wochenende war bei Fürther Demokraten Ausdauer gefragt. Am Freitag hatte sich Pegida Nürnberg zu einem „Spaziergang“ in der Kleeblattstadt angekündigt, am Samstag die Neonazi-Partei Der Dritte Weg. Pegida wurde nach wenigen hundert Metern blockiert, bei der zweiten Demonstration musste aufgrund des Widerstands die Route geändert werden.

110 Neonazis waren laut Polizei am Samstag nach Mittelfranken gekommen. Die dreistellige Zahl klingt zunächst einmal nach einem deutlichen Zulauf, angesichts der vergangenen Miniaufmärsche von „Franken Wehrt sich“, die Rechte, Pegida & Co. Andererseits besitzt der III.Weg auch ein deutlich größeres Mobilisierungspotential als die genannten Kleinstorganisationen, musste allerdings für die dreistellige Teilnehmerzahl auch von überall her mobilisieren. Fürth ist für viele wichtige Kader des früheren Freien Netz Süd quasi ein Heimspiel und von besonderer Bedeutung. Hier scheiterten sie bereits zwei Mal bei dem Versuch, unter dem Label „Soziales Fürth“ an den Kommunalwahlen teilzunehmen.

Walter Strohmeier (Ostbayern) und Kai Zimmermann (Gebietsleiter Süd)

Angeführt von den „Gebietsleitern Ost“, Matthias Fischer und Tony Gentsch, und „Süd“ Kai Zimmermann und Matthias Bauernfeind, kamen Anhänger aus mehreren Bundesländern nach Fürth, darunter auch Neonazis, die sich aktiv an den Ausschreitungen am 1.Mai in Plauen beteiligt hatten. Mit Andrea Helfenbein ließ sogar eine österreichische Pegida-Aktivisten erneut jede Distanz zu Neonazis vermissen. Viele Beteiligte waren in Kleidung aus dem Merchandising-Shop der Partei gehüllt. Die Demonstration von der U-Bahnstadion Hardhöhe hin zur Billinganlage startete mit der wohl offiziellen Parteihymne, einem altbacken wirkenden Marschlied mit der Textzeile „Der Dritte Weg marschiert“. Auch musikalisch bleiben die Kader gedanklich also im NS-Regime verhaftet.

Viel Widerstand unterwegs – Gegendemonstrantin bespuckt

Offizieller Anlass war die Eröffnung einer neuen Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge. Unterwegs folgten die üblichen Parolen. Mit „Festung Europa. Macht die Grenzen dicht!“ bediente sich Zimmermann am Lautsprecherfahrzeug dann auch aus dem Repertoire, das eher der Identitären Bewegung zugeordnet wird.

Der Weg zum Zielpunkt war für die Neonazis mit massiven Problemen verbunden. Mehrfach kam es zu kleineren Blockaden. Einige konnte der Demonstrationszug seitlich umgehen, so dass sich einige Male Teilnehmer und begleitende Gegendemonstranten sehr nahe kamen. Bei einer dieser Gelegenheiten bespuckte ein Neonazi eine Frau am Rand des Wegs.

Enge Begleitung durch Gegendemonstranten

Vor der Cadolzburger Brücke war dann Schluss. 60 Gegendemonstranten saßen dort in einer Blockade. Im Gegensatz zum Aufmarsch am 1.Mai in Plauen und ein Jahr zuvor in Saalfeld akzeptierten die Versammlungsleiter eine geänderte Route. Erst kurz vor 18.00 Uhr, nach etwas weniger als drei Stunden, erreichte die Demonstration den Ort der Abschlusskundgebung. An den Protesten gegen die Neonazis hatten sich auch zahlreiche Fangruppen von Greuther Fürth beteiligt, die im Anschluss an das Zweitligaspiel die Gegendemonstrationen personell verstärkten. Nordbayern.de geht von etwa 500 Gegendemonstranten aus.

Für Pegida war schon früher Schluss

Einen Tag zuvor hatte Pegida Nürnberg einen „Spaziergang“ geplant. Hier schlossen sich nur etwa 40 Teilnehmer an. Die Demonstration kam aber nur geschätzte 200 Meter weit und wurde dort blockiert. Hier kam es laut Polizeibericht zu Rangeleien zwischen Einsatzkräften und Gegendemonstranten. Pegida aber musste kehrt machen und zurück zum Ausgangspunkt am Bahnhof.

Sollten ausgeschlossen werden: Gruppe um Dan Eising (Mitte) (c) Roland Sauer

Halbherzige Distanzierung von Neonazis

Ein Streitpunkt an dem Abend war erneut die Anwesenheit des Neonazi-Kaders Dan Eising samt einiger Mitstreiter Versammlungsleiter Gernot Tegetmeyer versuchte erfolglos, die Gruppe ausschließen lassen. Der frühere Funktionär der Partei Die Freiheit versucht offenbar zu suggerieren, dass die regelmäßige Teilnahme bekannter Neonazis zur Erwähnung von Pegida Nürnberg im Verfassungsschutzbericht geführt hat. Dabei ist es neben den eigenen Thesen vor allem die enge Verbindung zu Islamhasser Michael Stürzenberger, die die Mittelfranken zum Beobachtungsobjekt machen.

Die bayerischen Behörden führen diverse Gruppen unter der Bezeichnung „Verfassungsschutzrelevante Islamfeindlichkeit“, weil sie die grundgesetzlich garantierte Religionsfreiheit abschaffen wollen. Verwaltungsgerichte haben die Beobachtung in mehreren Fällen für rechtmäßig erklärt.

Tegetmeyers Distanzierung von Eising und Organisationen wie der NPD, III.Weg und Die Rechte ist ohnehin bestenfalls halbherzig. Schon Rednerin Carmen Langbein, die beim letzten Auftritt in Fürth als Vorsängerin die Hymne verpatzte und „Blüh im Glanze dieses Lebens“ intonierte, beteiligte sich in der jüngsten Vergangenheit an Aktionen von Die Rechte und III. Weg. Und auch ein Redner vom Freitag, Hans-Georg Schardt, wurde schon als Teilnehmer bei diesen beiden extrem rechten Gruppierungen gesehen.

Gegen 21.10 Uhr war dann am Freitag bei Pegida Schluss. Am 20.Oktober soll dann wieder in Nürnberg an der U-Bahnstation Rathenauplatz demonstriert werden.