Außenseiter unter sichPegida München mit obskurer Kreuzweihe durch kirchlichen Außenseiter

Ramallo segnet das zum Kampfsymbol ausgerufene Pegida-Kreuz

Am Freitag gingen die beiden noch aktiven bayerischen Pegida-Ableger in München und Nürnberg wieder auf die Straße – beide mit mäßigem Erfolg. In der Landeshauptstadt soll die Islamfeinde ab sofort ein größeres Holzkreuz begleiten, das in einer Zeremonie von einem Priester geweiht wurde.

Im Freistaat sind bekanntlich noch zwei Pegida-Ableger aktiv. In München ist drei Mal die Woche an Werktagen eine Art Infostand, an dem sich die immer gleichen Personen meist nachmittags treffen. Einmal im Monat soll demonstriert werden, demnächst am Montag. In Franken wechseln die Demonstrationen zwischen Fürth und Nürnberg. Von der Mobilisierung her sind beide gleich erfolglos. Einen kleinen Trost gibt es aber für den fränkischen Ableger. Nachdem Michael Stürzenberger bei den Münchnern und bei Lutz Bachmann in Ungnade gefallen war, samt verhängtem Auftrittsverbot bei Pegida, kommt er nun wieder besser mit dem Dresdner klar und darf erneut in der sächsischen Landeshauptstadt reden, vor deutlich mehr Publikum, als es in Bayern je versammelt war. Pegida München hat zudem schon zwei Mal seine Facebook-Seite verloren und damit die große Zahl an Likes aus der Anfangszeit.

Kreuzzug-Symbolik

In München lockten Heinz Meyer und Karl Richter am Freitag mit einer besonderen Aktion. Ihnen sei ein drei Meter großes Kreuz gestiftet worden, so Meyer. Und dieses soll Pegida nun die nächsten Jahre (!) begleiten, so der Kopf des Münchner Ablegers. Als besondere Inschrift sind darauf die Worte „Deus Vult“ angebracht. Mit „Deus lo Vult“ (Gott will es!) sollen im Jahr 1095 die Zuhörer auf den Aufruf durch Papst Urban II reagiert haben, der dann zum ersten Kreuzzug führte Auch im Netz findet sich auf der Suche nach den Worten allerlei Kreuzzugsymbolik. In den Anfängen von Pegida München sprach mit Stefan Ulrich ein radikaler Christ, dessen Organisation den gleichen Namen trug. In der Mitte des Kreuzes ist zudem der Doppeladler der albanischen Staatsfahne angebracht, mit einem Kreuz in der Mitte des Körpers.

Dieses Kreuz soll Pegida München die nächsten Jahre begleiten

Kriegerische Predigt

Das besondere Geschenk sollte auch entsprechend eingeweiht werden. Dazu war ein Priester samt Messdiener anwesend. Nach Recherchen des Münchner a.i.d.a-Archivs handelte es sich dabei um Markus Martin Ramolla, der zumindest 2013 als eine Art „Wanderbischof“ im Raum Trier gewirkt haben soll. Seine Priesterweihe wird von der katholischen Kirche aber nicht anerkannt. Ramolla gehört laut einem Artikel von Volksfreund.de zu den „Traditionalisten“, einer fundamentalistischen Strömung, die die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils nicht anerkennt. Ramolla stehe außerhalb der Kirche, betonte damals Matthias Neff, zuständig für Weltanschauungsfragen und Sekten beim Bischöflichen Generalvikariat in Trier.

Markus Martin Ramolla bei Pegida München

Aber Ramallo scheint zumindest nach seinen gestrigen Ausführungen auf dem Marienplatz deutlich mehr zu sein, als nur einer, der Riten und Sakramente nach alten Regeln ausführen will. Seine „Predigt“ passt deutlich zum rauen Ton von Pegida. Der Islam sei für ihn eine blutrünstige, satanistische und falsche Religion, Religionsfreiheit eine Häresie. Er beschwor die Abwehr der Osmanen vor Wien. Die Mutter Gottes sei immer siegreich über den Islam gewesen und werde es auch zukünftig sein. Gott solle alle Irrtümer ausrotten im „unserem heiligen Vaterland“. Vorher hatte er den Islam mehrfach als eben einen solchen Irrtum bezeichnet.Er passte damit inhaltlich gut zu Meyer, der am Freitag erneut betonte, seiner Meinung nach sei nirgends auf der Welt Platz für «den Islam».

Mit eigens in einer Plastikflasche mitgebrachtem Wasser wurde das Holzkreuz noch „gesegnet“, danach verschwand Ramallo mit einer kleinen Entourage vom Marienplatz. Ein Teilnehmer, Jens J., wurde noch von der Polizei angehalten. Sein T-Shirt mit der Aufschrift „Blutzeugen MCMXXIII“ (1923) samt dem alten NS-Stadtwappen von München (ohne Hakenkreuz) stellt wohl einen Verstoß gegen die Versammlungsauflagen dar. Als strafrechtlich relevant wurde die Anspielung auf den von Hitler gescheiterten Putschversuch angeblich nicht eingestuft.

Blutzeuge 1923 – ein Anspielung auf den Hitler-Putsch

30 Teilnehmer in Nürnberg

Etwas früher am Tag, gegen 19 Uhr, versammelte sich der Nürnberger Ableger am Prinzregentenufer. Zusammen kamen etwa 30 Anhänger, die zuletzt übliche Zahl. Zur „Verstärkung“ war wieder der Dresdener Pegida-Funktionär Siegfried Däbritz nach Franken gekommen. Weitere Reden kamen von Michael Stürzenberger und dem Organisator Gernot Tegetmeyer. Auf der anderen Seite der Absperrung versammelten sich laut Mitteilung des Nürnberger Bündnisses Nazistopp etwa 250 Gegendemonstranten, unterhalten von der Band „Endlich schlechte Akustik“.