Neue Gruppierung „Aryans“ – Erkenntnisse zu den gewalttätigen Neonazis vom 1. Mai in Halle

Auch bayerische Neonazis waren an den Ausschreitungen am Tag der Arbeit in Halle beteiligt. Das ergab eine Anfrage der SPD-Landtagsfraktion ans bayerische Innenministerium. Die Antwort bestätigt entsprechende Recherchen antifaschistischer Aktivisten.
Die Neonazi-Demonstration in Halle war die bei weitem auffälligste extrem rechte Veranstaltung am 1. Mai dieses Jahres. Nicht nur demonstrierten in der Industriestaat im Süden Sachsen-Anhalts rund 4.000 Menschen gegen den rechtsextremen Aufzug, Blockaden sorgten auch dafür, dass die von der Partei Die Rechte organisierte Demonstration überhaupt nicht in die Gänge kam. Den Frust luden die angereisten Neonazis dann bei Polizisten und (vermeintlichen) politischen Gegnern ab.
Eine spontane Ersatz-Demonstration des Antikapitalistischen Kollektivs in Apolda endete ebenfalls in Gewalt, führte zu hundert Festnahmen und Teile der Demonstranten fanden sich mit Kabelbindern gefesselt am Boden wieder.
Aufgefallen ist an dem Tag auch eine Gruppe mit einheitlichen Pullovern mit „Aryans“-Aufschrift. Bei der Abreise wurden aus zwei Autos heraus eine Gruppe Jugendlicher attackiert. „Störungsmelder“-Autor Thomas Schade berichtete als Augenzeuge von Böllerwürfen und Attacken mit Reizgas. Mehrere Neonazis sollen dann mit Stangen und Schlagstöcken auf die Jugendlichen eingeschlagen und auch in Richtung der Köpfe gezielt haben. Eines der beiden Fahrzeuge hatte ein Aschaffenburger Kennzeichen.
„Aryans“ relativ neuer Zusammenschluss
Auf eine Anfrage des SPD-Landtagsabgeordneten Christoph Rabenstein hin bestätigten die bayerischen Behörden, dass gegen einen Mann aus Unterfranken wegen des Verdachts der Beteiligung am besonders schweren Landfriedensbruch sowie der gefährlichen Körperverletzung Ermittlungen geführt werden. Halter des Fahrzeugs ist ein Neonazi aus dem unterfränkischen Bessenbach. Auf einem von ihm genutzten Grundstück fand am 4. Februar eine größere Feier mit 30 bis 40 Teilnehmern statt, bei der auch ein Teil der späteren Demonstranten anwesend waren. Die Behörden stufen die Feier als potentielles Kameradschaftstreffen der relativ neuen Gruppierung „Aryans“ ein. Vor Ort fand die Polizei ein drei Meter breites Hakenkreuz, das verbannt werden sollte.
Die Staatsregierung bestätigte damit Recherchen, die antifaschistische Aktivisten bereits am 12. Mai öffentlich gemacht hatten. Nach den auf dem linksradikalen Portal Indymedia eingestellten Informationen sollen die „Aryans“ erstmalig im März in Leipzig unter dem Label aufgetreten sein. Die Akteure allerdings seien oftmals „alte Bekannte“ aus der Szene, die früher als „Division Braune Wölfe“ und in anderen Zusammenhängen aktiv waren.
Die Rechte – „Bamberger Gruppe“ – Weiße Wölfe Terrorcrew und nun „Aryans“?
Eine „alte Bekannte“ ist auch Nadine H. aus Bamberg, die in Halle im Rahmen des „Aryans“-Pulks zu erkennen war, wie die Staatsregierung schreibt. Sie trat bei der Demonstration am 1. Mai zwar in neutraler Kleidung auf, soll aber laut dem Beitrag auf Indymedia bereits mit einem solchen Shirt gesehen worden sein. Für H. wäre die überaus aggressiv auftretende Gruppe die nächste gewaltbereite Organisation, an der sie sich beteiligt. Sie war Kreisvorsitzende der Partei Die Rechte, als die „Bamberger Gruppe“ aufflog, die laut Behörden Anschläge in der oberfränkischen Universitätsstadt geplant haben sollen.
Wenig später wurde ihr laut infranken.de als Mitglied der bayerischen Sektion der inzwischen rechtskräftig verbotenen Weiße Wölfe Terrorcrew die Verbotsverfügung des Innenministers zugestellt. Zu diesen Zeitpunkt dürfte H. schon nicht mehr Mitglied der Partei Die Rechte gewesen sein, da die Bundesregierung in der Antwort auf eine Anfrage der Fraktion Die Linke nur von drei ehemaligen Mitgliedern der Partei sprach, die vom Verbot betroffen waren. Kurz nach der Aufdeckung der Pläne der Bamberger Gruppe hatte Parteichef Christian Worch eine Distanzierung noch abgelehnt.
Insgesamt sollen an der Demonstration in Halle sieben Rechtsextremisten aus Bayern teilgenommen haben. Der Nürnberger Neonazi Dan Eising war dabei als Redner für das „Antikapitalistische Kollektiv“ eingeplant.