Oberfranken
Oberfranken ist – neben Niederbayern – einer der bayerischen Schwerpunkte in der politischen Agitation der diversen rechtsextremistischen Gruppen. Es finden regelmäßig Veranstaltungen, Aufmärsche, Mahnwachen statt.
Und es wird immer wieder – teilweise mit Erfolg – versucht, in den Besitz von Immobilien zu kommen, um die eigene Infrastruktur auszubauen:
Warmensteinach
2008 wurde der Gemeinde der notarielle Kaufvertrag für die Gaststätte „Puchtler“ sowie weiterer Grundstücke vorgelegt. Die „Wilhelm-Tietjen-Stiftung für Fertilisation Ltd.“ Des inzwischen verstorbenen NPD-Funktionärs Jürgen Rieger trat als Käufer auf. In der Gaststätte sollte u. a. ein „Rudolf Heß-Gedächtnis- und Dokumentationszentrum“ eingerichtet werden. Die Gemeinde versucht seitdem, das ihr zustehende Vorkaufsrecht wahrzunehmen.
Wunsiedel
In Wunsiedel ist der ehemalige Stellvertreter Adolf Hitlers, Rudolf Heß, beerdigt. Mehrere Jahre lang, bis zum dauerhaften Verbot, marschierten Rechtsextremisten in Wunsiedel mit bis zu 3000 Teilnehmern am Todestag von Heß auf.
Gräfenberg
Ein Aktionsschwerpunkt war bis zum Herbst 2009 die oberfränkische Stadt Gräfenberg, Landkreis Forchheim. Unter dem Motto „Denkmäler sind für alle da!“ fanden dort seit Jahren rechtsextremistische Demonstrationen statt. Die letzte dieser rechtsextremistischen Versammlungen fand im September 2009 statt. Das „Freie Netz Süd“ kündigten dabei an, künftig n verstärkt gegen das Bürgerforum in Gräfenberg und deren Repräsentanten aktiv zu werden.
Forchheim
Nürnberger NPD-Funktionäre haben zusammen mit einer neuen Kameradschaft, der NS Regnitz, angekündigt, zukünftig regelmäßig in Forchheim Aufmärsche und Kundgebungen zu organisieren. «Gräfenberg (…) und viele andere Städte und Gemeinden kennen uns schon – Forchheim wird uns noch kennenlernen» heißt es in der entsprechenden Mitteilung.
Obertrubach/Geschwand
Auf einer Wiese im Obertrubacher Ortsteil Geschwand finden seit Jahren immer wieder größere Veranstaltungen der Rechtsextremisten statt. Die Wiese gehört Neonazis aus Niedermirsberg, die dem Freien Netz Süd zuzurechnen sind. Neben verschiedenen Rechts-Rock-Konzerten in den letzten Jahren wurde 2010 der so genannte „Frankentag“ dort abgehalten, organisiert vom „Bund Frankenland“, dessen Vorsitzender Uwe Meenen ist.
Oberprex/Regnitzlosau
Im Ortsteil Oberprex ist es der Familie von Tony Gentsch (Freies Netz Süd) gelungen, eine leerstehende Gaststätte zu erwerben. Die Immobilie firmiert inzwischen als «Nationales Zentrum Hochfranken». Der ehemalige Gasthof «Restaurant zum Egerländer» besteht aus einem kleinen Saalanbau, der Gaststube, aus etwa acht ehemaligen Gasthofzimmern und Garagen. Außerdem verfügt das dicht eingewachsene Gebäude noch über einen kleinen, uneinsehbaren ehemaligen Biergarten. Seit Ende 2013 ist unter der Adresse Oberprex 47 auch der «Final Resistance Versand» erreichbar, der bis Herbst 2013 von Daniel Weigl (Schwandorf) betrieben wurde und inzwischen von Matthias Fischer und Tony Gentsch betrieben wird.
Bamberg
Am 4. und 5. Juni 2010 fand zum wiederholten Mal der Bundesparteitag der NPD in Bamberg statt. Die NPD will so lang auch zukünftig ihre Bundesparteitage in Bamberg, bis es keinen Widerstand dagegen mehr gäbe. Für 2011 ist der nächste NPD-Bundesparteitag bereits für Bamberg angekündigt.
Parteien
Vorsitzender des NPD in Oberfranken ist Axel Michaelis.
Bei der Bundestagswahl 2009 erzielte die NPD in Oberfranken 1,8 %, bei der Landtagswahl 2008 hatte sie 1,7 % erhalten.
Kameradschaften
Freie Nationalisten Hof/Kameradschaftsbund Hochfranken
Der Gruppe besteht seit Ende 2008 und wird von Tony Gentsch geleitet. Sie tritt unter verschiedenen Bezeichnungen auf, u. a. „Nationale Sozialisten Hof“ oder „Kameradschaft Hof“. Ursprünglich wurde die Verbindung im Januar 2006 als
Zusammenschluss verschiedener Kameradschaften und Einzelaktivisten aus dem Raum Hof/Wunsiedel gegründet; sie trug damals den Namen „Kameradschaftsbund Hochfranken“.
Die „Freien Nationalisten Hof“ haben enge Kontakte zu Rechtsextremisten in Sachsen und Thüringen. Seit Ende 2008 gehört die Gruppierung dem rechtsextremistischen Netzwerk „Freies Netz Süd“ an. Dabei handelt es sich um das derzeit größte von drei kameradschaftsübergreifenden Netzwerken von Neonazis in Bayern mit Aktionsschwerpunkt in Franken.
Freies Netz Süd
Das FNS ist eine Dachorganisation verschiedener Kameradschaften und bayernweit tätig. Der Schwerpunkt ist allerdings deutlich in Franken. Tony Gentsch und Matthias Fischer sind u. a. Gründer des „Freien Netz Süd“, Gentsch tritt als Verantwortlicher für die Publikationen und die Internetseite auf.
Dem Freien Netz Süd gehören auch Mitglieder der „Hammerskin Nation/Crew38 an.
Fränkischer Heimatschutz
Die Organisation „Fränkischer Heimatschutz“ (FHS) tritt vornehmlich in der Region Coburg in Erscheinung, gelegentlich auch unter dem Namen „Fränkischer Heimatschutz Coburg“. Der FHS agiert nahezu ausschließlich über das Internet. Dort veröffentlicht er auf einer eigenen Homepage regelmäßig Artikel. Außerdem nutzen die Mitglieder der Organisation sehr häufig der Kommentarfunktion auf den Internetseiten der lokalen Medien. Symbol des FHS ist die Schwarze Sonne, die in der Vergangenheit auch schon von der nationalsozialistischen SS (Schutzstaffel) verwendet wurde.
Nationale Sozialisten Lichtenfels
Parallel zum Fränkischen Heimatschutz entstanden, haben sich inzwischen in „Aktionsbündnis Nordfranken“ umbenannt.
Personen
Tony Gentsch
Deutlich in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt ist Tony Gentsch durch den erst kürzlich vollzogenen Immobilienkauf in Oberprex/Oberfranken. Seine Mutter hat dort eine seit langem leerstehende Gaststätte erstanden, erste Feiern und Veranstaltungen des Freien Netz Süd haben dort bereits stattgefunden (so u. a. eine Sonnwendfeier).
Tony Gentsch war in der NPD aktiv und ist beim Landesparteitag 2009 zusammen mit anderen, darunter ehemaligen FAF-Mitgliedern, wieder ausgetreten und hat das „Freie Netz Süd“ mit gegründet, dessen presserechtlich Verantwortlicher er lt. Impressum auf der Internetseite lange Zeit war. Tony Gentsch äußerte in diesem Zusammenhang: „Ich sehe einfach in der NPD keine Zukunftschancen mehr, dass wir dadurch den Umsturz schaffen“.
Nach Verbüßuung einer längeren Haftstrafe ist Gentsch wieder im «Freien Netz Süd» aktiv, die seiner Familie gehörende Immobilie in Oberprex ist systematisch zu einem «Nationalen Zentrum» ausgebaut worden.
Aktualisiert Dezember 2013